Diese ZFAs reisen nach Afrika!
Bis zum 31. Oktober hatten Bewerber die Möglichkeit, sich für einen Hilfseinsatz auf der MS Afrika Mercy - einem Hospitalschiff der Hilfsorganisation Mercy Ships - zu bewerben. Ausgelost wurden Isabel Roth aus Karben im Wetteraukreis bei Frankfurt und Marie-Therese Franke aus Hamburg.
Franke arbeitet als Zahnmedizinische Assistenz an der MKG-Poliklinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie assistiert auch bei größeren chirurgischen Eingriffen.
Isabel Roth arbeitet in einer privaten Praxisklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in der Nähe von Frankfurt am Main und ist dort zuständig für die Assistenz am Behandlungsstuhl und das selbstständige Durchführen von Prophylaxe-Tätigkeiten am Patienten. Auch die Patientenbetreuung und Koordination, sowohl in der Praxis, als auch telefonisch, sowie das Bestellwesen und sämtliche, anfallende Abrechnungs- und Verwaltungsarbeiten gehören zu ihren Aufgaben.
zm-online: Sie dürfen beide an einem Hilfseinsatz auf der MS Africa Mercy teilnehmen – was geht Ihnen durch den Kopf?
Isabel Roth:Erst einmal freue mich riesig darüber, dass ich an so einem Projekt teilnehmen darf. Ich bin sehr gespannt andere Kulturen und deren Wissen und Umgang im zahnmedizinischen Bereich kennenzulernen. Gerne möchte ich durch den Einsatz meinen Beruf aus einem anderen Blickwinkel sehen können und einfach wieder vor Augen geführt bekommen, dass es ein Beruf ist, in dem man anderen Menschen hilft. Leider wird dieser Ursprungsgedanke hinter dem Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten in unserer Gesellschaft immer mehr vergessen.
Marie-Therese Franke:Ich freue mich sehr darauf, an diesem Hilfseinsatz teilnehmen zu dürfen, um Menschen, denen es nicht so gut geht, wie uns in Deutschland, helfen zu können.
Frau Roth, in Ihrem Motivationsschreiben beklagen Sie, dass derBeruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten längst kein angesehener Beruf mehr ist – was stört Sie am meisten? Roth:Da die Prophylaxe in den Industrieländern mittlerweile so weit vorangeschritten ist und immer mehr Menschen ein volles und gesundes Gebiss bis ins hohe Alter haben, was natürlich sehr gut ist, kennen viele nur noch prophylaktische oder ästhetische Behandlungen. Bei diesen Behandlungen sind wir ZFAs eben nur die nett lächelnde Dame am Empfang, die Speichel saugende Dame auf der linken Seite des Behandlungsstuhles die alles auf Anweisung des Zahnarztes macht, die Dame am Telefon oder die Dame, die eine Zahnreinigung oder eine Fissurenversiegelung durchführt und danach den Stuhl säubert.
Und einige Patienten denken tatsächlich, wir ZFAs machen den ganzen Tag nichts anderes und können auch nichts anderes, da wir ja nur nach der Anweisung des Zahnarztes arbeiten. Dementsprechend respektlos wird man auch manchmal behandelt. Die ganzen Tätigkeiten, die im Hintergrund zu erledigen sind, sind für den Patienten eben nicht sichtbar und werden somit nicht wahrgenommen.
Ein weiterer Punkt ist natürlich der Lohn, welcher leider in manchen Praxen weit unter dem Durchschnitt liegt. Das spricht sich natürlich herum und man bekommt ab und zu etwas zu hören wie: „Weshalb lernst du denn diesen Beruf, da verdient man doch nichts!“ Aber auch das variiert ja zum Glück von Praxis zu Praxis.
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Routine mit tumorchirugischen Eingriffen
Frau Franke,Sie arbeiten in der MKG-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf als Assistenz bei chirurgischen Eingriffen. Welches Patientenfallspektrum erleben Sie im Arbeitsalltag und wie gehen Sie damit um?
Franke:Das UKE, als eines der größten Unikliniken Deutschlands, versorgt jährlich ambulant und stationär eine Vielzahl von Patienten. In der Klinik für MKG-Chirugie versorgen wir täglich Patienten mit einfachen zahnmedizinischen Befunden bis hin zu komplexen tumorchirugischen Eingriffen. Hierbei ist ein professioneller Umgang absolut notwendig.
Sie werden an Bord der MS Africa Mercy unter außergewöhnlich anstrengenden Bedingungen arbeiten. Wie werden Sie sich vorbereiten?
Roth:Ich werde die Zeit bis zu meinem Einsatz nutzen und meinem Hobby, dem Joggen und Tanzen nachgehen um mich körperlich fit zu halten. Außerdem werde ich verstärkt schwimmen gehen und Rückenübungen machen, um meine Rückenmuskulatur zu stärken und Rückenschmerzen aus dem Weg zu gehen. Die sind aufgrund der einseitigen Arbeitshaltung ja leider sehr präsent.
Des Weiteren werde ich in jeder ruhigen Minute in mich gehen und in meinem Kopf schon einmal alle möglichen Situationen durchspielen, die mich erwarten könnten, um dann im Fall der Fälle eine möglichst gute Lösung bereit zu haben und schnell handeln zu können. Außerdem werde ich über den Einsatz natürlich mit meinen Kollegen reden und mir zuvor eventuelle Erfahrungsberichte einholen.
Mit dem Einsatz geht für mich ein großer Traum in Erfüllung, und zwar dort zu helfen wo Hilfe benötigt wird. Ich hoffe auf mehr Toleranz, gegenseitige Rücksichtnahme und Dankbarkeit, sowohl zwischen Patient und Behandler, als auch zwischen den Kollegen. Ich erhoffe mir zudem die Probleme hier mit anderen Augen zu sehen und gelassener mit ihnen umgehen zu können. Und einfach Dankbar zu sein das ich so einen schönen Beruf habe und somit jeden einzelnen Tag anderen Menschen helfen kann!
Franke:Der Klinikalltag bringt eine physische und psychische Vorbereitung mit sich. Das ist aus meiner Sicht die beste Vorbereitung für die MS Africa Mercy.
Hintergrund:
DieAfrica Mercy, das weltweit größte private Hospitalschiff, bringt medizinische Fachleute aus der ganzen Welt zu Hilfseinsätzen nach Afrika. Von August 2016 bis Juni 2017 liegt das Schiff in einem Hafen von Benin (Westafrika). Mercy Ships verfügt über eine mobile Zahnklinik, in der Patienten behandelt werden.
Die Dentalteams bemühen sich, die Mund- und Zahnhygiene in Entwicklungsländern durch Zahnhygiene-Schulungen zu verbessern und führen Fortbildungen für das einheimische Gesundheitspersonal durch. Ziel ist es, die Wissensgrundlage im Bereich Mundhygiene im jeweiligen Land zu erweitern. Wann immer es möglich ist, arbeitet Mercy Ships mit einheimischen Zahnärzten zusammen und trägt damit zu einem Austausch der Expertise zwischen Zahnärzten aus verschiedenen Kulturen bei.
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