Vom Pentagon gefördert

Dieses Handy steckt im Mund

mth/pm
NachrichtenGesellschaft
Ein kalifornisches Start-up entwickelt eine Kommunikationstechnik, die Schall in Kiefer und Schädel überträgt. Das Mikrofon hängt dabei an einem Backenzahn. Gefördert wird diese Innovation vom Pentagon, dem US-Verteidigungsministerium.

Das nächste Mal, wenn Sie jemandem auf der Straße begegnen, der mit sich selbst zu reden scheint, hören Sie entweder Stimmen - oder Sie haben einen besonders gut ausgerüsteten US-Soldaten im Einsatz getroffen. Mit einer Technik, die sich das Pentagon zehn Millionen US-Dollar kosten lässt.

Schall wird durch Knochen in Kiefer und Schädel übertragen

Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Molar Mic, also ein Backenzahn-Mikrofon, einem kleinen Gerät, das an einen Backenzahn geklammert wird. Es ist sowohl Mikrofon als auch Lautsprecher, so dass der Träger ohne auffälliges externes Mikrofon senden und ohne sichtbare Kopfhörer oder Ohrhörer empfangen kann.

Der ankommende Schall wird durch die Knochenmasse des Trägers im Kiefer und Schädel zu den Hörnerven übertragen. Spricht der Nutzer, wird der Schall zunächst per Magnetinduktion (near-field magnetic induction communication, NFMI) an ein Halsband übertragen und von dort gesendet. Das Signal ist vergleichbar mit der Bluetooth-Technik - verschlüsselbar, aber schwerer zu erkennen und in der Lage, Wasser abzuweisen. Laut Hersteller liegt der Vorteil nicht auf der Hand, sondern im Mund - weil der einen guten Schallisolator abgebe. Das System eigne sich deshalb besonders für laute Umgebungen.

Der neue Übertragungsweg geht durch den Zahn

" Im Wesentlichen erhalten Sie die gleiche Art von Audioinformationen, die Sie von Ihrem Ohr erhalten, außer dass Sie einen neuen Weg, nämlich durch Ihren Zahn, durch Ihre Schädelknochen, zum Hörnerv nutzen. Sie können durch Ihren Kopf hören, als ob Sie durch Ihr Ohr hören würden ", sagte Peter Hadrovic, CEO des "Molar Mic"-Entwicklers Sonitus Technologies ), "Defense One", einem Fachmedium für Verteidigungs- und Sicherheitsthemen.

Er verglich die Erfahrung mit dem, was passiert, wenn man ein knuspriges Frühstücksflockenbrot isst - nur anstatt das markante laute Kaugeräusch zu hören, erhalte man wichtige Mitteilungen vom Operationsteam. Dem Bericht zufolge erfordere es einige Übung, die durch die eigenen Knochen übertragenen Gespräche zu verstehen. "Innerhalb von drei Wochen passt sich aber Ihr Gehirn dem System an und verbessert Ihre Fähigkeit, die Töne zu verarbeiten", so Hadrovic.

Die Anschubfinanzierung kam vom CIA

Das im kalifornischen San Mateo ansässige Unternehmen erhielt dem "Defense One"-Bericht zufolge schon früh eine Finanzierung von In-Q-Tel, der "gemeinnützigen" Investitionssparte der CIA, um das Konzept zu entwickeln. Hadrovic wollte allerdings nicht sagen, ob Agenten das Gerät bei der Informationsbeschaffung benutzt hatten. Aber das "Molar Mic" habe "den Staub von Afghanistan" gesehen und sogar eine Rolle bei Rettungsaktionen in den Vereinigten Staaten gespielt, so die Fachpublikation. Mittlerweile sei die Technologie von allen Waffengattungen des US-Militärs getestet worden.

 

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