Dünne Veneers nur bei viel Schmelzerhalt
Obwohl Veneers heute sicher an freipräpariertes Dentin geklebt werden können, empfehlen Studien eine möglichst große Klebefläche im Zahnschmelz zu erhalten [Krämer et al., 2000; Van Meerbeek, 2010]. Die in der Literatur beschriebenen jährlichen Verlustraten von Veneers an Frontzähnen variieren von null bis fünf Prozent [Layton et al., 2007; Peumanns et al., 2004; Stappert et al., 2005]. In diesen Studien wurden allerdings die Präparationstechnik oder die Ausdehnung des exponierten Dentins häufig nicht dokumentiert.
Methodik
Eine deutsche Arbeitsgruppe hat nun Einflussfaktoren wie das Präparationsdesign und die Dicke der Veneers mit in ihre In-Vitro-Untersuchung einbezogen. Sie verwendete für die Studie insgesamt 80 menschliche Frontzähne und bereitete diese auf fünf verschiedene Arten zur Aufnahme von Veneers vor:
keine Präparation
minimalinvasive Präparation nur im Schmelz
semi-invasive Präparation mit 50-prozentiger Dentinfreilegung
invasive Präparation: Die labiale Präparation war komplett im Dentin
Die Präparation fasste zwei Klasse III-Kompositfüllungen im mittleren Kronendrittel mit ein.
Nach Abdrucknahme und Modellherstellung versorgten die Forscher die Zähne mit leucitverstärkten Glaskeramik-Veneers (IPS Inline ceramic, Ivoclar Vivadent) jeweils in den Dicken 0,2 bis 0,5 mm und 0,5 bis 1,2 mm. Die Klebung erfolgte nach Ätzung der Keramik mit 5-prozentiger Flusssäure und Silanisierung (Monobond Plus, Ivoclar Vivadent), sowie Vorbereitung der Zahnoberfläche mit einem Total-Etch-Adhäsiv-Bondingsystem (OptibondTM FL, Kerr) und Einsetzen mit einem dualhärtendem Zement (Variolink Veneer, Ivoclar Vivadent).
Die mit Veneers versorgten Zähne unterzogen die Forscher nun einem künstlichen Alterungsprozess von 2.000 Thermozyklen. Im Kausimulator wurden die Probezähne mit zwei Millionen Zyklen à 50 Newton und einer Millionen Zyklen à 100 Newton belastet. Danach wurde die Randqualität mit einem Rasterelektronenmikroskop (REM) untersucht.
Ergebnisse
Der Restaurationsrand war im Median zu 82 bis 95 Prozent kontinuierlich sowohl an der Keramik-Komposit- als auch an der Zahn-Komposit-Grenzfläche intakt. Zwischen den Gruppen gab es bezüglich der Randqualität keine signifikanten Unterschiede. Bei der visuellen Inspektion zeigten 22 Veneers Risse, 11 zeigten Chippings, 4 partielle und weitere 4 totale Frakturen.
Das Frakturrisiko dünner Veneers und Präparationen mit mittlerer bis hoher Dentinfreilegung war im Vergleich zu dickeren Veneers mit Präparationen im Schmelz oder nur teilweise im Dentin signifikant erhöht. Bereits vorhandene Kompositrestaurationen zeigten keinen signifikanten Einfluss auf die Randqualität und das Frakturrisiko.
Fazit
Insgesamt sind keramische Veneers sehr haltbar. Dünne Veneers und ein erheblicher Schmelzverlust sind die Hauptrisikofaktoren für Frakturen.
Praxisrelevanz
Für die Anfertigung dünner Veneers sollten Behandler entweder gar keine oder nur eine schmelz-begrenzte Präparation wählen. Ist eine Präparation im Dentin unumgänglich, sollte als Klebefläche für das Veneer soviel Zahnschmelz wie möglich erhalten bleiben und eine höhere Dicke der Keramik gewählt werden.
Quelle:
Uwe Blunck, Sabine Fischer, Jan Hajtó, Stefan Frei, Roland Frankenberger: “ Ceramic Laminate Veneers: Effect of Preparation Design and Ceramic Thickness on Fracture Resistance and Marginal Quality in Vitro.“ Clin Oral Investig. 2020 Jan 4, doi: 10.1007/s00784-019-03136-z
Literatur:
Krämer N, Lohbauer U, Frankenberger R (2000): Adhesive luting of indirect restorations. Am J Dent 13:Spec No:60D-76D,
Van Meerbeek B (2010): Dentin/enamel bonding. J Esthet Restor Dent 22:157
Layton D, Walton T (2007): An up to 16-year prospective study of 304 porcelain veneers. Int J Prosthodont 20:389–396
Peumans M, DeMunck J, Fieuws S, Lambrechts P, Vanherle G, Van Meerbeek B (2004): A prospective ten-year clinical trial of porcelain veneers. J Adhes Dent 6:65–76
Stappert CF, Ozden U, Gerds T, Strub JR (2005): Longevity and failure load of ceramic veneers with different preparation designs after exposure to masticatory simulation. J Prosthet Dent 94:132–139