KBV zur Steigerung der ärztlichen Honorarvergütung

„Ein Affront gegen die Ärzte“

silv/pm
Der Erweiterte Bewertungsausschuss hat entschieden: Die Vergütung für alle ärztlichen Leistungen steigt um 1,25 Prozent. Dr. Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) spricht von einem „Affront“.

Im August waren die Honorarverhandlungen abgebrochen worden, nachdem die Kassenseite eine Nullrunde angeboten hatte. Nun wurde der Orientierungswert für 2021 auf 11,1244 Cent (aktuell: 10,9871 Cent) angehoben. Damit steigt die Vergütung für alle ärztlichen Leistungen um rund 1,25 Prozent, das bedeutet knapp 500 Millionen Euro mehr für die Versorgung gesetzlich krankenversicherter Patenten.

Gassen: „Das kein Verhandlungsergebnis, sondern ein Spruch des Erweiterten Bewertungsausschusses. Man kann seitens der Ärzte nur verwundert und enttäuscht mit dem Kopf schütteln.“

Nach dem Scheitern der Verhandlungen im August wurde der Erweiterte Bewertungsausschuss angerufen. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand die Weiterentwicklung des Orientierungswerts, auf dessen Grundlage die Preise für alle vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen berechnet werden. Die KBV schlug vor, diesen Wert um drei Prozent anzupassen, die Kassenseite bestand auf einer Nullrunde. Gassen kritisiert: „Das ist kein Verhandlungsangebot, um eine Einigung zu erzielen, das ist ein Affront."

Eine grobe Missachtung der Leistungen in der Corona-Krise

Gassen sieht im Ergebnis „eine grobe Missachtung der Leistungen in der Corona-Krise". Die Ärzte fühlt er nach ihrem Engagement der vergangenen Monate mit einer Punktwert-Steigerung von 1,25 Prozent „abgespeist“. Seine Kritik: „Milliarden fließen in die Krankenhäuser, Milliarden fließen in den öffentlichen Gesundheitsdienst. Für die Vertragsärzte, die sechs von sieben Patienten in der Krise behandelt haben, ist offensichtlich kein Geld mehr da.“

Kritik kommt auch vom Virchowbund

Auch der Virchowbund kritisiert die Honorarabschluss-Entscheidung. „Wer auf diese Weise Honorarverhandlungen führt, dreht der Feuerwehr auch während des Großbrandes das Wasser ab“, sagt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes. „Die Kassen versuchen, die Kosten für die unsinnigen, politisch gewollten millionenfachen Massentests am falschen Ende wieder einzusparen."

Der erweiterte Bewertungsausschuss habe zwischen der "legitimen Forderung der KBV" und dem "Affront der Kassen" weniger als den Mittelwert gewählt – und damit letztlich die Kassenstrategie unterstützt. "Das ist fahrlässig, rückgratlos und gefährlich.“

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