Ein neues Gesicht aus dem PC
Der Patientenfall
Im Oktober letzten Jahres stellte sich Thomas M. (Name von der Redaktion geändert) erstmals in der Stuttgarter Spezialsprechstunde für Kieferfehlstellungen vor. Die Ausformung der Zahnbögen durch den behandelnden Fachzahnarzt für Kieferorthopädie ist bereits fortgeschritten. Eine operative Umstellung der Kieferknochen kann somit relativ zeitnah erfolgen.
Die Abbildungen 1 und 2 zeigen die klinische Situation bei Erstvorstellung: Der Unterkiefer ist zu prominent. Der Oberkiefer und das Mittelgesicht liegen zurück. In der Front liegt ein umgekehrter Überbiss vor. Der Unterkiefer steht vor dem Oberkiefer. Das erschwert das Abbeißen und Kauen der Nahrung. Die Scans (siehe Abbildungen) dokumentieren, wie aufwendig die virtuelle Operationsplanung erfolgen musste.
###more### ###title### Die Operation ###title### ###more###
Die Operation
Im Dezember 2014 führen die MKG-Chirurgen des Stuttgarter Katharinenhospitals die Umstellung des Ober- und Unterkiefers nach virtueller Chirurgie-Planung durch: Dabei trennen sie den Oberkiefer horizontal vom Gesichtsschädel ab (horizontale Osteotomie in der LeFort Ebene).
Hierzu wird von einem Schnitt im Mund der Oberkieferknochen freigelegt. Mit einer Säge kann ein gezielter Knochenschnitt erfolgen, und nach Präparation wird der Zahn tragende Abschnitt des Oberkiefers vom restlichen Gesichtsschädel gelöst.
Nun muss die Biss-Situation anhand des Computer gefertigten Biss-Schlüssels exakt eingestellt werden, bevor mit zwei Millimeter dicken Osteosyntheseplatten aus Titan der Knochen in der neuen Position mit Hilfe von Titanschrauben fixiert wird. Im Unterkiefer erfolgt die Schnittführung im Zahnfleisch hinter dem letzten Backenzahn beidseits. Nun wird der Unterkiefer mit spezieller Technik durchtrennt. Dies erlaubt eine Verschiebung der Zahn tragenden Basis vom Gelenk tragenden Knochenabschnitt des Unterkiefers.
Bei der Präparation wird der im Unterkieferknochen verlaufende Nervus alveolaris sorgfältig geschont. Die neue Position wird mit einem zweiten Biss-Schlüssel, der die endgültige Biss-Situation einstellt, zugeordnet und mit Osteosyntheseplatten und -schrauben gesichert.
Die Platten und Schrauben fixieren den Knochen in der Art und Weise, dass der Patient postoperativ weiche Kost essen darf. Nach einer Woche werden die Fäden entfernt, die kieferorthopädische Feineinstellungdes Bisses kann jetzt beginnen.
Gesichtsscanner: Hochtechnologie für mehr Patientensicherheit
Künftig kann das postoperative Ergebnis mittels eines Gesichtsscanners der neuesten Generation noch besser für den Patienten vorhersagbar werden. Hochtechnologie für genauere Vorhersagbarkeit des OP-Ergebnisses und damit gesteigerte Patientensicherheit. Da es sich hierbei um ein ganz neues Verfahren handelt, stehen Langzeituntersuchungen und -auswertungen noch aus.