Eine Löwen-Aufgabe
"Unsere Apotheke soll Kompetenz, Seriosität und Individualität ausstrahlen, wir wollen das Gegenstück zur marktschreierischen Apotheke sein.“ Das war Wunsch der Apotheker an das Berliner Architekturbüro Glahn. Seit 1660 befindet sich die Apotheke im Besitz der Familie Schmiz. Solche Tradition verpflichtet.
Der letzte Umbau mit Entkernung des Innenraumes fand 1966 statt. Historische Anklänge waren so gut wie nicht mehr vorhanden. Lediglich eine historische Gipsstuckdecke (Kölner Decke) aus dem 17. Jahrhundert im Eingangbereich, ein Renaissancekamin und ein römischer Sarkophagdeckel sind Zeitzeugnisse der Vergangenheit.
Für die Architekten galt es ein Konzept zu finden, das wieder die nächsten 50 Jahre besteht. Das einen modernen Innenraum schafft, der die heutigen funktionalen Ansprüche an eine Verkaufsstätte erfüllt und gleichzeitig in einer musealen Atmosphäre die Geschichte der ältesten Apotheke Deutschlands erzählt. Der Innenraum wurde dafür vollkommen neu gestaltet, sämtliche Innenwände entfernt und der Raum in seiner ganzen Tiefe geöffnet.
Im Anklang an typische historische Apothekenmaterialien, wie das Messing der Mörser, das Porzellan der Salbengefäße und das Holz der Einrichtung wurden im Verkaufsraum Gold und weißer Mineralwerkstoff, im Backoffice Räuchereiche eingesetzt.
Gold und Räuchereiche
Unterstützt wird die räumliche Tiefenwirkung der Apotheke durch die Staffelung der Möbeleinbauten sowie durch eine gezielte Lichtführung. Die Regale schweben über dem Boden und gehen über in Deckensegel, die die gegenüberliegenden Freiwahlregale mit einfassen. Die Sichtwahlregale bilden die räumliche Trennung zum dahinter liegenden Backoffice, das durch seine komplette Holzverkleidung aus Räuchereiche in den Hintergrund tritt und das Gold stärker leuchten lässt.
Das Mobilar ist raumbildend und untrennbarer Bestandteil der Architektur. Selbstbewusst, baukörperhaft und monolithisch stehen die HV-Tresen frei im Raum. Hängende Regale erzeugen eine spürbare Leichtigkeit des großen Raumes. Die minimalistische Einrichtung vereint den rahmweissen Juraboden aus Eichstädt und die dunkle Eiche des Hintergrundes mit dem Gold der Seitenwände und Decken und den skupltural wirkenden Tresen aus Mineralwerkstoff im Charakter des matten Porzellans.
Je weiter der Besucher in den Raum hinein gelangt, umso privater werden die Beratungsplätze, um so kürzer werden die Tresen. Unterstützt wird die Diskretion durch nicht sichtbar in der Decke eingelassene Lautsprecher, die eine ruhige Klangwelt erzeugen.
Spuren der Vergangenheit
Gläserne Vitrinen, die aus dem Steinboden herauswachsen, zeigen Ausstellungsstücke der Apotheke. Begleitet werden sie von in den Boden eingelassenen Bronzebändern, die die lange Geschichte der Löwen-Apotheke chronologisch erzählen.
Die Kölner Stuckdecke wurde 1695 von Italienischen Künstern gefertigt. Ihre originalen Farbfassungen wurden - soweit erhalten - freigelegt und sichtbar gemacht. Verlorene Fassungen wurden bewusst nicht ergänzt. Die neue Decke in der Offizin ist mit Blattgold belegt und ein Meisterstück heutiger Handwerkskunst.
Die Handverkaufstische stehen nur zu einem Viertel ihrer Fläche auf den Boden, so dass sie schwebend erscheinen. Verstärkt wird diese Wirkung durch den verspringenden unteren Horizont der weißen Kuben. Im Inneren ist jeder Korpus auf die jeweilige Anforderungen individuell abgestimmt. Die 23 Meter lange Leuchte verbindet die einzelnen Tresen und leuchtet deren Oberseite kantengenau aus.
Immer wieder verbinden sich Tradition und Funktion, werden geschichtliche Elemente in das Gesamtkonzept mit eingebunden. Auf einer der Stahlstützen in der Diele ist der Stammbaum der Familie, die seit 1660 in zehnter Generation die Apotheke betreibt, abgebildet.
Löwen-Apotheke in Trier
Bauherr:Apothekerin Dr. Elisabeth Schmiz, Apotheker Dr. Claus SchmizLöwen-Apotheke, Hauptmarkt 6, 54290 TrierArchitekten:Glahn ArchitektenChristiane und Hans-Joachim GlahnSprengelstrasse 4-5, 13353 Berlinwww.glahn-architekten.de