Erfrischungsgetränke im Vergleich

foodwatch fordert Zuckerabgabe

sf
Gesellschaft
Die Verbraucherorganisation foodwatch stellt in einer aktuellen Untersuchung fest, dass mehr als jedes zweite „Erfrischungsgetränk“ in Deutschland überzuckert ist. Deshalb fordert foodwatch, dass die Bundesregierung die Hersteller mit einer Zucker-Abgabe in die Pflicht nimmt.

foodwatch hat nach eigenen Angaben erstmals den deutschen Markt der sogenannten Erfrischungsgetränke umfassend untersucht und dafür alle entsprechenden Produkte aus dem Sortiment der drei größten Handelsketten unter die Lupe genommen. Getestet wurden demnach Limonaden, Energy Drinks, Saftschorlen, Brausen, Eistees, Near-Water-Getränke und Fruchtsaftgetränke - insgesamt waren es 463 Produkte.

Der Untersuchung zufolge enthalten die zuckergesüßten Getränke im Schnitt mehr als sechs Stück Würfelzucker je 250ml. Energy Drinks und Limonaden rangieren ganz oben auf der Liste. Der Hersteller PepsiCo schneide unter den Branchengrößen am schlechtesten ab: Seine Zuckergetränke enthalten im Schnitt elf Prozent Zucker.

"Gesundheitspolitik in Deutschland ist mehr als zaghaft

„Flüssiger Zucker in Form von Getränken erhöht das Risiko für Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und andere Krankheiten“, sagte Prof. Dr. med. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Leipzig, bei der Vorstellung der Studie am Mittwoch in Berlin. „Im internationalen Vergleich ist die Gesundheitspolitik in Deutschland mehr als zaghaft - andere Regierungen gehen die Fettleibigkeits-Epidemie viel konsequenter an.“

Lediglich 55 von 463 Getränken im Test seien zuckerfrei. Davon enthielten jedoch 89 Prozent Süßstoffe. Die Organisation weist darauf hin, dass auch die umstritten sind: Sie tragen zu einer Süßgewöhnung bei, die eine (zuckerreiche) Fehlernährung begünstigt und damit womöglich die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördert.

Hersteller-Abgabe, Ampelkennzeichnung und Werbebeschränkung gefordert

Neben einer zweckgebundenen Hersteller-Abgabe verlangt foodwatch eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben sowie gesetzliche Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung mit Sportidolen, Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben.

Wie die Organisation in dem Bericht zur Untersuchung schreibt, müssten in Großbritannien Hersteller und Importeure ab 2018 für zuckergesüßte „Erfrischungsgetränke“ Abgaben leisten. Für Getränke mit mehr als 5 bis maximal 8 Prozent Zucker werden pro Liter 18 britische Pence und für Getränke mit mehr als 8 Prozent Zucker 24 Pence veranschlagt. Die Einnahmen – geschätzt etwa 520 Millionen britische Pfund pro Jahr – seien zweckgebunden und sollen in Gesundheitsprogramme in britischen Schulen fließen, darunter Sportförderung und Schulessen. Hier gelangen Sie zum Untersuchungsbericht.

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