Seltener Fallbericht

Frau wachsen Haare im Mund

LL
Zahnmedizin
Seit zehn Jahren hat die junge Frau Haare im Mundraum. Wie lange Wimpern ragen sie zwischen den Zähnen aus dem Gaumen hervor. Ein ungewöhnlicher Fall der Gingivale Hirsuties.

Über den ungewöhnlichen Fall berichtet ein Ärzteteam um Khrystyna Zhurakivska von der University of Campania Luigi Vanvitelli in Foggia, Italien. Die 19-jährige Patientin lässt sich dort seit 2009 wegen eines sehr seltenen und noch nicht ausreichend erforschen tmedizinischen Phänomens beobachten - der Gingivale Hirsuties.

Erstmals ist eine Frau betroffen

In der Literatur sind bislang nur fünf vergleichbare Fälle beschrieben - allesamt ausschließlich Männer, denen nur ein einzelnes Haar gewachsen war. Nun wurde die Erkrankung nur erstmals bei einer Frau diagnostiziert. Aus dem Zahnfleisch der Patientin wuchsen außerdem gleich mehrere, einzelne Haare, die wie Wimpern aussahen.

Die Wissenschaftler können nicht genau sagen, warum die dicken Härchen aus dem Zahnfleisch wachsen. Sie vermuten bislang einen Zusammenhang mit einem unausgewogenen Hormonhaushalt, bei dem Testosteronwert stark erhöht ist. Es könnte aber auch eine Stoffwechselstörung die Ursache sein. Auch der jungen Frau wurde eine Hormontherapie verschrieben. Das Haarwachstum verschwand daraufhin. Doch als die sie die Hormone absetzte, begann das Wachstum von Neuem.

Kurz zuvor hatte sie die Diagnose Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) erhalten - eine Hormonstörung, die unter anderem mit unregelmäßigen Zyklusblutungen, oft auch Akne und einem verstärkten Haarwuchs am Körper (Hirsutismus) einhergeht. Viele Frauen haben erhöhte männliche Geschlechtshormone.

Haare an Kinn und am Nacken

In diesem Fall war die Patientin ebenfalls an anderen Körperstellen auffallend behaart - ihr wuchsen Haare am Kinn und im Nacken. Den Autoren zufolge spricht viel dafür, dass die Krankheit das Wachstum der Haare im Mund begünstigt haben könnte. Die Schleimhaut des Mundes sei eng verwandt mit dem Gewebe, das in der Embryonal-Entwicklung die spätere Haut formt, berichten die Forscher. Möglicherweise könnten später einzelne Haarzellen aktiviert werden. Die genaue Ursache sei jedoch "unklar".

Offen bleibt, ob die Patientin noch andere Beschweren hat oder die Haare vorrangig einen optischen, aber ungefährlichen Makel darstellen.

Quelle: Khrystyna Zhurakivska, Giorgio Toni, Gregorio Laino, Renato Franco, Giuseppe Troiano, Luigi Laino, Andrea Ronchi(Februar 2020) Titel "An unusual case of recurrent gingival hirsutism"imJournal Oral surgery. Oral medicine. Oral Pathology

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