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G8-Länder beraten über Umgang mit Demenz

jt/dpa
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35 Millionen Menschen sind dement. Doch die Industrienationen haben bisher weder wirksame Medikamente noch einen menschlichen Umgang mit den Patienten gefunden. Das soll sich ändern.

Die acht wichtigsten Industrienationen der Welt haben sich bei einem Treffen in London zu erheblichen Anstrengungen im Kampf gegen die Volkskrankheit Demenz verpflichtet. Nach einem von Großbritannien initiierten Gipfeltreffen hieß es in der Abschlusserklärung der G8-Gesundheitsminister, man verpflichte sich dem Ziel, bis 2025 ein wirksames Medikament zur Heilung von Demenz oder zur wirksamen Verbesserung der Symptome zu entwickeln.

Ein Fahrplan für die Forschung

Gleichzeitig wolle man die Forschungsausgaben deutlich steigern. Alle zwei Jahre solle auf G8-Ebene über die Forschungsergebnisse berichtet werden. Ein internationaler Forschungs-Fahrplan soll gemeinsam erarbeitet werden. Die G8 wollen dabei auch den Schulterschluss zu internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Vereinten Nationen (UN) und der Europäischen Union (EU) suchen. In zwei Jahren soll es in den USA einen weiteren Demenz-Gipfel geben.

Alle 20 Jahre verdoppelt sich die Zahl der Kranken

"Diese Krankheit stiehlt Leben, bricht Herzen und zerstört Familien", sagte Premierminister David Cameron. Der britische Premierminister David Cameron hatte den G8-Gipfel zur Demenz zu seinem persönlichen Anliegen gemacht. Er hält die bisherige Herangehensweise weltweit nicht für zielführend. Zwischen 35 und 44 Millionen Menschen in aller Welt sind betroffen. Alle 20 Jahre verdoppelt sich die Zahl.

Die Internationale Alzheimer-Gesellschaft rechnet im Jahr 2050 mit 135 Millionen Betroffenen in aller Welt.  "Wir werden die Ausgaben für die Demenzforschung bis 2015 verdoppeln", sagte Cameron am Mittwoch im britischen Parlament. "Und wir planen, sie danach noch einmal zu verdoppeln", betonte er. Großbritannien will damit 2015 rund 66 Millionen Pfund (rund 80 Millionen Euro) für die Demenzforschung ausgeben. 

Probleme beim Umsetzen

Der britische Gesundheitsminister Jeremy Hunt erhofft sich von dem Gipfel in London eine ähnliche Signalwirkung wie 2005, als der damalige Premierminister Tony Blair im schottischen Gleneagles die Aids-Forschung zum Thema des G8-Gipfels gemacht hatte. "Wissenschaftler sind in der Tat ziemlich hoffnungsvoll, dass wir einige Medikamente entwickeln könnten, die wirklich etwas verändern", sagte Hunt. "Ich möchte, dass dies ein Tag der Lösungen und des Optimismus ist, nicht nur ein Tag, an dem uns bewusst wird, dass wir nicht das getan haben, was wir hätten tun sollen." 

Patientenschützer kritisierten den Gipfel und seine Zielsetzung. Bei Demenz gebe es kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem, sagte Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz. Es bedürfe eines Systemwechsels. "Wenn Gesundheitsexperten auf dem G8-Gipfel in London Zahlen zusammentragen, Prognosen austauschen und feststellen, dass Demenz die Geißel des 21. Jahrhunderts ist, so helfen sie damit nicht den heute und zukünftigen Betroffenen", sagte Brysch. Es werde in absehbarer Zeit keine Pille gegen Demenz geben.

Eine Pille gegen Demenz?

Dagegen sagte Jan Lundberg, Forschungs-Vorstand vom Pharmakonzern Lilly's, es gebe Hoffnung auf eine wirksame Medizin und damit auf einen Durchbruch in den nächsten fünf Jahren. "Ich glaube stark daran, dass wir in fünf Jahren gute Chancen auf ein oder zwei Wege haben werden, das Fortschreiten von Demenz zu hemmen, was natürlich eine Art Gütesiegel wäre", sagte Lundberg der BBC. "Besser wäre sicher, wenn wir so früh behandeln könnten, dass Demenz gar nicht erst auftreten würde."

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