Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Gassen fordert Machtwort des BMG gegenüber der gematik

pr
Eine komplette Neuausrichtung bei der Digitalisierung und ein Machtwort des Bundesgesundheitsministers gegenüber der gematik forderte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Dr. Andreas Gasen, auf der Vertreterversammlung in Bremen.

„Es ist allerhöchste Zeit, die Corona-Starre abzuschütteln und sich auch wieder mit anderen wichtigen Themen ernsthaft auseinanderzusetzen”, sagte Gassen auf der Vertreterversammlung, die nach zwei Jahren Online-Sitzungen erstmals wieder live vor Ort in Bremen im Vorfeld des Deutschen Ärztetages stattfinden konnte. Ein zentrales Thema auf der VV: die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Gassen verwies vor den Delegierten auf die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wonach die Digitalisierung bislang vor allem technik- und wenig strategiegetrieben sei. Das solle sich ändern, habe der Minister gesagt. Jedoch, so bemängelte Gassen, bedürfe es einer kompletten Neuausrichtung dieses Prozesses – und eines Machtwortes des Bundesgesundheitsministeriums in Richtung gematik.

Die KBV ist es leid, "durch die gematik immer nur vor die Wahl zwischen Pest und Cholera gestellt zu werden"

Heftig kritisierte Gassen den gematik-Chef Markus Leyck Dieken – unter anderem für das kürzlich bekanntgewordene Vorhaben, den Rollout des elektronischen Rezepts am 1. September flächendeckend in den KV-Regionen Bayern und Schleswig-Holstein zu beginnen, ohne vorab mit den KVen gesprochen zu haben. Gassen: „Und das Ganze in einer Phase, in der viele Praxen schon das Ärgernis eines Konnektoraustauschs bewältigen müssen – eine weitere völlige Fehlplanung, die die gematik zu verantworten hat!”

Gassen weiter: „Wir als KBV sind es leid, durch die gematik immer nur vor die Wahl zwischen Pest und Cholera gestellt zu werden – ganz zu schweigen davon, dass wir mit sieben Prozent Stimmenanteil in der Gesellschafterversammlung ohnehin nichts wirklich entscheiden können.”

Und hinterher werde der Vertragsärzteschaft durch dieselbe gematik auch noch scheinheilig öffentlich vorgehalten, es hätte ja noch eine andere Option gegeben, wie jüngst in der Frage des Konnektoraustauschs. So lange der Mehrheitsgesellschafter, das BMG, dieses Treiben fördere oder zumindest dulde, werde sich daran nichts ändern, prophezeite Gassen.

Für eine Impfkampagne im Herbst vorsorgen

Angesichts der unvorhersehbaren Entwicklung der Corona-Pandemie im Herbst warnte Gassen, Bundesregierung und Länder müssten jetzt Vorkehrungen treffen, damit dann nicht wieder Hektik ausbreche und am Ende womöglich erneut gesellschaftliche Einschränkungen herangezogen würden. Zudem forderte er eine umfassende wissenschaftliche Bewertung des bisherigen Umgangs mit der Pandemie ein.

Verwundert zeigte sich Gassen darüber, dass Bund und Länder bei Corona – ähnlich wie bei der Digitalisierung – "Abermillionen Euro" in Maßnahmen steckten, deren Nutzen mit Fug und Recht bezweifelt werden könnten. „Man hat jedoch kein Geld übrig für all die Medizinischen Fachangestellten in unseren Praxen, die sich in der Pandemie krumm gemacht haben bis zur Erschöpfung.”

Besorgt zeigte sich Gassen über das Vordringen privater Geldgeber bei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Hier sei angesichts der Entwicklungen zweifellos besondere Aufmerksamkeit und eine klare Positionierung geboten, betonte er.

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