Gesetzliche Krankenkassen verzeichnen erstmals wieder (Milliarden-)Defizit
Im vergangenen Jahr verzeichneten die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) hervor. Dabei überstiegen die Ausgaben von 251,9 Milliarden Euro die Einnahmen von 250,4 Milliarden Euro. Die Mehrausgaben sind den zügig gestiegenen Leistungsausgaben zuzuschreiben. Diese stiegen um rund 5,6 Prozent, wobei die vollständigen Abrechnungszahlen erst Mitte des Jahres vorliegen.
Spahn und Pfeiffer sind geteilter Ansicht
Während Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) diese Entwicklung gutheißt und den sukzessiven Abbau der hohen Finanzreserven der GKV begrüßt, da die Beitragszahler von niedrigen Zusatzbeiträgen und einer spürbaren Leistungsverbesserung profitierten, zeigt sich der GKV-Spitzenverband alamiert. Er kritisiert, dass die steigenden Ausgaben für den medizinischen Fortschritt sowie kostspielige Gesetze die Reserven schnell verschlingen würden. Noch sei die Konjunktur gut und triebe genug Gelder in die Kassen. Dennoch müsste man für Notlagen, wie etwa dem kaum kontrollierbaren Coronavirus-Befall starke Rücklagen behalten, betonte Doris Pfeiffer, Chefin des GKV-Spitzenverbandes.
Führen die Mehrausgaben zu Beitragserhöhungen?
Der weitere Anstieg durch Mehrausgaben für das Terminservice- und Versorgungsgesetz und das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz werde die Krankenkassen etwa 5 Milliarden kosten, rechnet Pfeiffer vor. Weiter stiegen auch die Arzneimittelausgaben um 5,6 Prozent und die Ausgaben für Schutzimpfungen sogar um 17,5 Prozent. Insgesamt wuchsen die Ausgaben um 5,6 Prozent gegenüber gerade einmal 3,8 Prozent gestiegener Einnahmen. Sind die Rücklagen erstmal aufgebraucht, werde es laut Pfeiffer Beitragserhöhungen geben müssen.
Doch noch belaufen sich die Reserven der Krankenkassen auf 19,8 Milliarden Euro, was der vierfachen Summe der per Gesetz vorgegebenen Mindestreserve entspricht.