Gros psychisch kranker Kinder wird nicht behandelt
Das berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" unter Berufung auf eine aktuelle Auswertung der "Bella-Studie" zu psychischen Problemen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Für die repräsentative Studie im Auftrag des Robert-Koch-Instituts und der Uniklinik Hamburg-Eppendorf wurden 4.000 Familien befragt.
Studienleiterin Prof. Ulrike Ravens-Sieberer: "Diese Ergebnisse zeigen ganz deutlich, dass nur 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die wirklich auffällig sind, in der fachspezifischen Versorgung landen, das heißt bei den Kinder- und Jugendpsychiatern, bei den Psychotherapeuten und bei den Psychologen."
Defizite gibt es besonders im Osten und auf dem Land
Gerade auf dem Land und insbesondere in den ostdeutschen Flächenstaaten sei die Versorgung so lückenhaft, dass dort in der Regel zehn Wochen länger auf eine Behandlung gewartet wird als in den Städten. Ravens-Sieberer: "Hier muss sich was tun. Es kann nicht sein, dass Kinder, je nachdem, wo sie wohnen, besser oder schlechter oder früher oder später versorgt werden."
Soziale Herkunft entscheidet
Außerdem ist laut Studie die soziale Herkunft von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen entscheidend für den Zugang zu fachärztlicher Versorgung. Ravens-Sieberer: "Es werden vor allem Kinder versorgt, die eine hohe Symptombelastung haben, die relativ jung sind, und die aus Familien kommen mit einem höheren sozialen Status, deren Mütter ein hohes Bildungsniveau haben."
Für Kinder aus Familien mit einem niedrigen sozialen Status, eventuell sogar noch mit Migrationshintergrund, sei es dagegen sehr unwahrscheinlich, dass sie in der Versorgung landen.