Großbritannien: Zahnärzte hatten über 2,5-faches Infektionsrisiko
An der Kohortenstudie, die heute im Journal of Dental Research erscheint, nahmen 1.507 Zahnmediziner aus den Midlands teil.
Gut 16 Prozent der Zahnärzte hatten Antikörper
Zu Beginn im Juni 2020 wurden der Kohorte Blutproben entnommen, um den Antikörperspiegel gegen SARS-CoV-2 zu messen. Insgesamt 16,3 Prozent der Probanden - darunter Zahnärzte, ZFA und Dentalhygienikerinnen - wiesen SARS-CoV-2-Antikörper auf, in der allgemeinen Bevölkerung waren dies zu dem Zeitpunkt nur 6 Prozent.
In der allgemeinen Bevölkerung waren dies nur 6 Prozent
Dass der Antikörper-Wert des Empfangspersonals von Zahnarztpraxen, welches keinen direkten Patientenkontakt hat, vergleichbar war mit dem der Allgemeinbevölkerung, stützt den Autoren zufolge die Hypothese, wonach das berufliche Risiko aus dem engen Kontakt mit Patienten resultiert.
Darüber hinaus war die ethnische Zugehörigkeit ein signifikanter Risikofaktor für die Infektion: 35 Prozent der Schwarzen und 18,8 Prozent der asiatischen Probanden besaßen SARS-CoV-2-Antikörper, verglichen mit 14,3 Prozent der weißen.
Blutproben wurden erneut drei Monate später entnommen, im September 2020, als die Zahnarztpraxen in England wieder geöffnet hatten und verstärkte PSA- und Infektionskontrollmaßnahmen durchgeführt wurden; und ein weiteres Mal im Januar 2021, sechs Monate nach Studienbeginn, während der zweiten Welle der Pandemie, als die Mitarbeiter im Gesundheitswesen geimpft wurden.
Das Risiko für eine Re-Infektion war um 75 Prozent niedriger
Im Ergebnis wiesen von den Probanden, die in der Zeit eine COVID-19-Infektion überstanden hatten, über 70 Prozent sowohl nach drei als auch nach sechs Monaten weiterhin SARS-CoV-2-Antikörper auf. Zudem war ihr Risiko für eine Re-Infektion um 75 Prozent niedriger.
Die Studie belegt auch die immunologische Wirkung der COVID-19-Impfung: 97,7 Prozent der Personen ohne vorherige Infektion entwickelten mindestens 12 Tage nach der ersten Impfung mit BioNTech/Pfizer eine Antikörperreaktion. Bei Teilnehmern mit Hinweisen auf eine frühere Infektion war die Antikörperreaktion nach einer einzigen Impfdosis schneller und stärker ausgeprägt.
natürliche Infektion kann keine Herdenimmunität erzeugen
Niemand aus der Kohorte mit einem Antikörperspiegel von mehr als 147,6 IU/ml im Blut wurde während des gesamten Zeitraums von der ersten bis zur letzten Blutuntersuchung positiv auf COVID-19 getestet. Nur 5,3 Prozent der Kohorte entwickelten eine Antikörperreaktion, die diesen Schwellenwert von 147,6 IU/ml nach der ersten Welle in Großbritannien überstieg.
Welcher Antikörper-Wert schützt vor einer Re-Infektion? Eine natürliche Infektion allein wahrscheinlich keine dauerhafte Herdenimmunität erzeugen. Schutmaßnahmen wie PSA haben das Infektionsrisiko offenbar beseitigt. Art und Dauer der Immunität werden ent
Erstautor Dr. Adrian Shields, vom Institut für Immunologie und Immuntherapie der Universität Birmingham:"Zu verstehen, was das Vorhandensein von Antikörpern in Bezug auf das Infektionsrisiko bedeutet, ist für die Kontrolle der Pandemie von entscheidender Bedeutung. Unsere Studie hat in ersten Schritten den Antikörperspiegel im Blut einer Person definiert, der notwendig ist, um sie sechs Monate lang vor einer Infektion zu schützen. Indem wir die Antikörperspiegel, die wir bei Zahnärzten gefunden haben, mit denen in weithin verfügbarem Referenzmaterial der Weltgesundheitsorganisation vergleichen, hoffen wir außerdem, dass der von uns gefundene Schutzspiegel von anderen Labors leicht bestätigt und verglichen werden kann."
Mitautor Prof. Thomas Dietrich von der University of Birmingham's School of Dentistry: "Kritisch anzumerken ist, dass nur 5,3 Prozent der Kohorte eine Antikörperreaktion entwickelten, die diesen Schwellenwert von 147,6 IU/ml nach der ersten Welle in Großbritannien überstieg. Dies deutet darauf hin, dass eine natürliche Infektion allein wahrscheinlich keine aussagekräftige, dauerhafte Herdenimmunität erzeugen kann."
Mitautor Iain Chapple, Professor für Parodontologie an der Universität Birmingham und Berater für restaurative Zahnmedizin am Birmingham Community Healthcare Trust: "Man geht davon aus, dass Zahnärzte einem hohen Risiko der Exposition gegenüber SARS-CoV-2 ausgesetzt sind, da sie routinemäßig im Aerodigestivtrakt der Patienten arbeiten und regelmäßig aerosolerzeugende Verfahren durchführen. Durch unsere Forschung haben wir eindeutig gezeigt, dass Zahnärzte vor der neuen PHE-Richtlinie zu PSA einem erhöhten beruflichen Risiko der Exposition gegenüber SARS-CoV-2 ausgesetzt waren. Die arbeitsmedizinischen Maßnahmen, die als Folge von COVID-19 in der allgemeinen zahnärztlichen Praxis eingeführt wurden, scheinen dieses erhöhte Risiko zu beseitigen, allerdings muss dies gründlich untersucht werden, um zu sehen, ob sie die Übertragung von SARS-CoV-2 und anderen Atemwegsviren erfolgreich unterbrochen haben."
Mitautor Prof. Alex Richter von der University of Birmingham: "Dies ist das erste Mal, dass das berufliche Risiko der Exposition gegenüber einem potenziell tödlichen Atemwegsvirus in einer großen zahnärztlichen Kohorte untersucht wurde. Es ist wichtig, dass wir jetzt unsere Forschung vorantreiben, um sicherzustellen, dass wir verstehen, wie Menschen nach einer natürlichen Infektion und einer Impfung vor einer erneuten Infektion mit COVID-19 geschützt sind. Die Art und Dauer der Immunität in diesen Kohorten werden von entscheidender Bedeutung sein, um das Fortschreiten der COVID-19-Pandemie zu verstehen, insbesondere im Hinblick auf die Wirksamkeit von Impfstrategien - Einzeldosen, Mehrfachdosen, Impfstoffkombinationen - und in Bezug auf neuartige, bedenkliche Virusvarianten."
Shields AM, Faustini SE, Kristunas CA, et al. COVID-19: Seroprevalence and Vaccine Responses in UK Dental Care Professionals. Journal of Dental Research. June 2021. doi:https://doi.org/10.1177/00220345211020270