Handyscan ersetzt Verlaufskontrolle
Die Straumann Gruppe erwirbt eine Minderheitsbeteiligung an Dental Monitoring (DM), einem auf Telemonitoring spezialisierten französischen Unternehmen, sowie die globalen Vertriebsrechte an deren Technologie, heißt es in einer Mitteilung. Investitionssummen wurden nicht genannt - wohl aber die Pläne, die hinter der Investition stehen: Straumann will die auf künstlicher Intelligenz basierende Technologie von DM "in seine kieferorthopädischen und digitalen Lösungen integrieren". Die beiden Unternehmen werden gemeinsam weitere Anwendungen für künstliche Intelligenz im Dentalbereich entwickeln, heißt es weiter.
Schon jetzt ermöglicht die Technik von Dental Monitoring - die nach Angaben des Unternehmens bereits erfolgreich vermarket wird - eine deutliche Veränderung des Behandlungsalltags. Zahnärzte und Kieferorthopäden sollen damit Verlaufskontrollen durchführen können, ohne dass der Patient die Praxis besuchen muss.
Unnötige Kontrollvisiten sollen sich so vermeiden lassen, heißt es. Und: Indem das System den Zeitpunkt identifiziert, an dem der Patient für den nächsten Korrekturschritt bereit ist, kann die kieferorthopädische Behandlung beschleunigt werden. Das System prüft der Mitteilung zufolge auch, ob in der Nachbehandlung ein Rückschritt aufgetreten ist.
Das Produkt von DM kann angeblich aber noch viel mehr: Es wurde weiterentwickelt, "um auch die Mundhygiene zu kontrollieren und Karies, Frakturen, Restaurationsdefekte, Zahnfleischschwund, Entzündungen, Infektionen sowie andere Erkrankungen zu erkennen". Zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten – zum Beispiel in Verbindung mit Intraoral-Scannern in der Zahnarztpraxis oder zur Kontrolle von Zahnimplantaten – seien denkbar.
"Wenn Zahnärzte ihren Patienten eine zuverlässige, leicht zu benutzende mobile App anbieten können, um ihre Zähne und den Behandlungsfortschritt zu kontrollieren, wird dies die Zahnmedizin verändern", ist sich Marco Gadola, CEO der Straumann Gruppe, sicher. "Mit unserer Investition in DM erhalten wir ein bewährtes kieferorthopädisches Telemonitoring-System sowie Zugriff auf Technologien auf Basis künstlicher Intelligenz."
Denkbar wäre auch, dass Straumann damit in den Markt der Aligner-Fernbehandlung einsteigt, in dem ein US-Unternehmen seit 2013 viel Geld verdient und dessen Geschäftsmodell Anfang 2016 von einem Unternehmen für die Märkte Großbritannien, Frankreich und Italien - sowie Ende 2017 auch von drei Start-ups für Deutschland kopiert wurde.
So hat die Straumann Gruppe im August 2017 eine Reihe von Zukäufen bekanntgegeben: Für 150 Millionen Dollar wurde das US-Unternehmen ClearCorrect (Aligner) vollständig übernommen, gleichzeitig wurde für 50 Millionen kanadische Dollar das kanadischen Unternehmen Dental Wings (Digitale Workflowplanung und Scanner-Technologie) vollständig übernommen, an dem Straumann zuvor bereits einen 55 Prozent-Anteil hielt. Darüber hinaus erwarb Straumann 38 Prozent des spanischen Unternehmens Geniova Technologies (Hybrid-Aligner, die festsitzende Spangen und Aligner kombinieren) sowie 35 Prozent des deutschen Unternehmens Rapid Shape (3-D-Druck).
Dental Monitoring (DM) wurde 2013 gegründet und führte sein Produkt 2015 auf dem französischen Markt ein, zuerst, um ausreichende klinische Daten zu erfassen und eigene Algorithmen zur Erreichung der erforderlichen Genauigkeit zu entwickeln. Der Start des kommerziellen Vertriebs erfolgte 2017. Die Produkte von DM werden nach Angaben des Unternehmens heute in den USA, Europa, Asien und Australien verkauft. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Paris und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter.
Die in Basel ansässige Straumann Gruppe ist ein weltweit tätiges Unternehmen im Bereich Zahnersatz und kieferorthopädischer Lösungen. Sie beschäftigt derzeit mehr als 4.800 Mitarbeiter weltweit. Ihre Produkte, Lösungen und Dienstleistungen werden in mehr als 100 Ländern über eigene Vertriebsgesellschaften verkauft.