Testung von Reise-Rückkehrern

Hausärzte protestieren gegen 15-Euro-Vergütung für Corona-Abstriche

silv/pm
Die Hausärzte wollen mit der Testung von Reise-Rückkehrern auf SARS-CoV-2 den Öffentlichen Gesundheitsdienst unterstützen. Mit der Vergütung sind sie allerdings nicht einverstanden.

Dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte den Öffentlichen Gesundheitsdienst bei seiner Aufgabe unterstützen können, die Testung von Reise-Rückkehrern auf SARS-CoV-2 vorzunehmen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Das können die Kolleginnen und Kollegen freiwillig machen, müssen es aber nicht“, stellten heute Dr. Andreas Gassen und Dr. Stephan Hofmeister vom Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in einer Pressemitteilung fest. Zum 1. August hatte das Bundesgesundheitsministerium eine Änderung der Rechtsverordnung zur Testung auf SARS-CoV-2 beschlossen. Seitdem können sich alle Rückkehrer aus dem Ausland an Teststationen an Flughäfen und Bahnhöfen, beim Gesundheitsamt oder in einer Arztpraxis testen lassen.

Pro Abstrich erhält ein Arzt derzeit eine pauschale Vergütung von 15 Euro. „Das ist nicht wirtschaftlich“, sagt Gassen, „diese Hürde fördert das freiwillige Engagement der Kolleginnen und Kollegen nicht gerade. Die Vielzahl der Formulare und Verwaltungswege erzeugt ungeheure bürokratische Aufwände.“

Deutscher Hausärzteverband: „Ein schlechter Scherz!“

Auch der Deutsche Hausärzteverband e. V. fordert eine höhere Vergütung. Der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt schildert, wie ein typischer Fall von Patienten, die einen Abstrich brauchen, aussieht: „Montagmorgen klingelt – im besten Fall – das Telefon, am Apparat Herr Schmidt; im schlimmsten Fall steht er mit der ganzen Familie plötzlich mitten im Wartezimmer, in dem bereits andere Patienten warten. Sie sind seit Freitag aus dem Urlaub zurück und nun drängt die Zeit, denn die 72 Stunden, um sich testen zu lassen, enden am Nachmittag. Was kann der Hausarzt jetzt tun? Im günstigsten Falle kriegt er den Patienten noch irgendwo unter, wobei er natürlich streng darauf achten muss, das Ansteckungsrisiko für die anderen Patientinnen und Patienten so gering wie möglich zu halten. Dann heißt es Schutzausrüstung anziehen, Abstrich nehmen und Aufklärungsgespräch über Hygienemaßnahmen, Validität der Tests und deren Konsequenz führen. Im Anschluss dann die Räume lüften und desinfizieren.“

Für ihn sind 15 Euro Vergütung „ein schlechter Scherz!“ Weigeldt sagt: „Das ist eine Geringschätzung dessen, was die Kolleginnen und Kollegen hier leisten! Ich glaube, den Zuständigen ist nicht bewusst, welchen Aufwand eine Testung in der Praxis bedeutet. Davon abgesehen ist unklar, ob die Hausärztinnen und Hausärzte überhaupt die Ressourcen haben, dies zu leisten und über die Verordnung zur Erbringung der Abstriche verpflichtet werden können.“

Finanzierung muss geklärt werden 

Die Vorstände der KBV, Gassen und Hofmeister, fordern jetzt von den Bundesländern, rasch Klarheit über die Finanzierung möglicher Testzentren zu schaffen. „Die Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums fordert eine rasche Umsetzung. Die Kassenärztlichen Vereinigungen können beim Aufbau von Testzentren unterstützen. Allerdings sind dafür entsprechende Vereinbarungen mit den Ländern erforderlich.“

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