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Heidelberg eröffnet Gewaltambulanz

ck/dpa
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Was tun nach einer Vergewaltigung? An die Dokumentation der Verletzungen denkt die Betroffene wohl nicht als Erstes. Das kann aber wichtig sein. Nun gibt es dafür eine neue Einrichtung.

In der ersten Gewaltambulanz in Baden-Württemberg können sich Opfer von Gewalttaten künftig in Heidelberg untersuchen und ihre Verletzungen dokumentieren lassen. Das kann zum Beispiel für einen späteren Prozess gegen den Täter wichtig sein. Außerdem können dabei Spuren gesichert werden, etwa Genmaterial nach einer Vergewaltigung.

Eine erste Einschätzung dessen, was passiert ist

"Von uns bekommt man eine Einschätzung, wie sich die Gewalt zugetragen haben kann", sagte die ärztliche Direktorin der Rechtsmedizin der Uniklinik Heidelberg, Kathrin Yen. Die Gewaltambulanz könne mit ihrer Arbeit auch helfen, künftige Gewalttaten zu verhindern. 

Opfer von Gewalt können sich direkt an die Ambulanz wenden, aber auch Behörden wie Polizei, Staatsanwaltschaft oder Jugendämter und Ärzte können das tun.

Telefonisch wird zunächst der Sachverhalt geklärt. Die Untersuchung kann dann an der Uniklinik oder vor Ort stattfinden, etwa in einer anderen Klinik oder auf dem Polizeirevier. Etwa 80 Prozent der Untersuchungen fänden erfahrungsgemäß außerhalb des Instituts statt, sagte Yen, die eine solche Gewaltambulanz bereits in Graz in Österreich mit aufgebaut hatte. 

Untersuchung und fotografische Dokumentation

Bei der Untersuchung wird das Opfer der Gewalt gründlich durchgecheckt und die Verletzungen werden fotografisch dokumentiert. Bei sexuellen Taten wie Vergewaltigungen führen der Rechtsmediziner und der für die Therapie zuständige Arzt die Untersuchung gemeinsam durch, um die Belastung für das Opfer möglichst gering zu halten, sagte Yen. Aufgabe der Gewaltambulanz sei es, festzustellen, "was sich tatsächlich zugetragen hat, ohne eine Wertung vorzunehmen".

Auch Tatverdächtige könnten sich untersuchen lassen, um etwa Vorwürfe zu entkräften. Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) betonte, dass für eine Untersuchung durch die Gewaltambulanz keine Strafanzeige vorliegen müsse. "Die Erfahrung zeigt, dass Opfer von Sexualstraftaten oder häuslicher Gewalt sich oftmals erst nach Wochen oder Monaten für eine Strafanzeige entscheiden."

Beweise sicherstellen

Dank der Gewaltambulanz könnten Beweise gerettet werden, die sonst verloren gingen. Und diese Beweise seien sehr wichtig, weil gerade bei Fällen häuslicher Gewalt oft Aussage gegen Aussage stehe. 

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