Interview mit Stefanie Tiede

„Ich bin kein Anhänger einer Quote!”

ck/ak
Nach mehr als 30 Jahren gab es vor drei Monaten einen Führungswechsel in der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern. Ein Gespräch mit der neuen Präsidentin Stefanie Tiede zum Thema Frauen in der Standespolitik.

Frau Tiede, Sie wurden kürzlich in ein Vorstandsamt in der Standespolitik gewählt. Damit sind Sie als Frau noch eine Ausnahmeerscheinung. Wie schätzen Sie die Situation ein? Sehen Sie Handlungsbedarf – und wenn ja welchen? Spielt es für Ihre Arbeit eine Rolle, dass Sie eine Frau sind?

Stefanie Tiede:

Es ist sicherlich noch immer eine Ausnahme, dass eine Frau an der Spitze solch eines hohen Ehrenamtes steht. Dennoch ist eine Zunahme an weiblichen Vertreterinnen in Führungspositionen spürbar. Dies bestätigt sich auch beim Blick auf die Zusammensetzung unserer neuen Bundesregierung, aber auch der neuen Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern. Ich persönlich bin kein Anhänger einer „Quote”, da Kompetenz und entsprechendes Handlungsvermögen die Gründe für eine Besetzung sein sollten. Vielmehr sollte es meines Erachtens verbesserte Einstiegsmöglichkeiten und adäquate Vorbereitungen für jüngere Frauen, aber auch Männer geben, um eine Führungsposition oder ein Ehrenamt gut in ein Familienleben integrieren zu können. Hier zählt auch eine erleichterte Ausübung der Funktion durch den effektiven Einsatz von Online- oder Videokonferenzen hinein. Letztlich hoffe ich, dass ich ein Vorbild sein kann für andere junge Kolleginnen und Kollegen, sich aktiv einzubringen und die Herausforderungen anzunehmen.


Seit wann sind Sie aktiv in der Standespolitik? Welche Ämter haben Sie bereits bekleidet? Warum haben Sie sich dazu entschlossen, für den Vorstandsposten zu kandidieren? Was sind Ihre Ziele, was wollen Sie erreichen? Was denken Sie, hat letztendlich bei der Wahl zum Erfolg geführt?

Ich wurde seinerzeit von einem befreundeten Kollegen, der standespolitisch tätig ist, angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, mich in ein Ehrenamt einzubringen. Diesem Impuls folgend bin ich seit 2017 als Mitglied im Versorgungsausschuss der Zahnärztekammer M-V tätig und seit 2018 als dessen stellvertretende Vorsitzende. Darüber hinaus bin ich als Gutachterin für implantologische Leistungen nach §28 Abs. 2 SGB V tätig.

Ich komme aus einer Familie, in der mir frühzeitig vorgelebt wurde, wie wertvoll es ist, sich aktiv einbringen zu können. Meine Mutter war als selbstständige Zahntechnikermeisterin lange in der Prüfungskommission und als stellvertretende Obermeisterin tätig. Auch nach ihrem aktiven Berufsleben engagiert sie sich als Bürgermeisterin in der kommunalen Politik. Mir ist es genau wie ihr sehr wichtig, aktiv Einfluss auf die Ausgestaltung unseres Berufes nehmen und die zukünftige Ausrichtung der Zahnmedizin mitgestalten zu können.

Meine wichtigsten Ziele sehe ich darin, den hohen Standard unseres Berufsstandes zu erhalten sowie im Zusammenspiel mit der Schwesterkörperschaft und dem Freien Verband der Zahnärzte notwendige Konzepte zu entwickeln, um die zahnmedizinische Versorgung in der Fläche auch in Zukunft zu sichern. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es, Ideen zu entwickeln, um junge Kolleginnen und Kollegen beim Einstieg in die eigene Praxis oder eine Praxisgemeinschaft zu unterstützen. Und natürlich liegt mir auch die Förderung unseres berufspolitischen Nachwuchses sehr am Herzen.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau in der Standespolitik bereits gemacht?

Bislang habe ich im Wesentlichen positive Erfahrungen gemacht. Selbst wenn ich anfänglich bei dem oder der einen oder anderen eine gewisse Irritation wahrgenommen habe, wenn man als erste Frau oder als eine von wenigen Frauen in einer bislang eher von Männern besetzten Position auf Veranstaltungen auftritt. Dennoch wurde ich immer gefördert und offen empfangen. Insbesondere nach meiner Wahl zur Kammerpräsidentin habe ich sehr viel positive Resonanz, auch über die Landesgrenzen hinaus, erfahren. So haben mir Kolleginnen und Kollegen aus dem benachbarten Ausland, der Schweiz und Österreich, mit denen ich über die fachliche Ebene verbunden bin, ihre Anerkennung ausgesprochen.

Eine besondere Offenheit habe ich auf Ebene der Bundeszahnärztekammer erfahren. Dort wurde ich überaus herzlich aufgenommen und bereits sehr gut eingebunden. Dies verdanke ich nicht zuletzt Christoph Benz, dem amtierenden Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, den ich durch meine Weiterbildung an der AS Akademie bereits kennengelernt hatte.

„Eine Quote ist kein probates Mittel” Barbara Plaster,Vizepräsidentin der Landeszahnärztekammer (LZK) Berlin

„Eine Quote ist kein probates Mittel”

Barbara Plaster,Vizepräsidentin der Landeszahnärztekammer (LZK) Berlin

Die Fragen stellten Anja Kegel und Claudia Kluckhuhn.

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