Studie aus den Niederlanden

IL-17-Hemmer erhöhen Candidose-Risiko

nl
Zahnmedizin
Medikamente, die bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, erhöhen das Risiko einer Infektion der Mundhöhle, des Rachens oder der Speiseröhre mit Candida um das 10- bis 30-Fache. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende aus den Niederlanden im Rahmen einer großen, epidemiologischen Studie.

Für Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis, Morbus Bechterew und Psoriasis-Arthritis wurden in den letzten Jahren neue Medikamente entwickelt und zugelassen (etwa Secukinumab, Ixekizumab und Brodalumab), die das Immunsystem bei diesen Erkrankungen regulieren und so die Symptome lindern können. Die dabei eingesetzten Wirkstoffe (monoklonale Antikörper) inhibieren das Zytokin Interleukin-17 (IL-17), das zum Beispiel an der Pathogenese der Psoriasis, aber auch anderer Autoimmunerkrankungen beteiligt ist.

Interleukin-17 Hemmer beeinflussen Abwehr von Candida

Der erste IL-17-Hemmer kam 2015 auf den Markt und der Einsatz dieser Medikamentengruppe ist seither drastisch gestiegen. Es ist weiterhin bekannt, dass IL-17 eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Candida zukommen, was den Verdacht einer unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) nahelegt.

Hierzu wurden die in Datenbanken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Europäischen Arzneimitte-Agentur (EMA) enthaltenen Berichte über unerwünschte Nebenwirkungen bei der Einnahme der IL-17 Inhibitoren analysiert.

Ergänzt wurden diese Daten durch jene eines Apothekenregisters, in dem erfasst wird, wie oft Menschen, die IL-17-Hemmer verwenden, auch Medikamente gegen Candida-Infektionen verschrieben werden. Im klinischen Teil der Studie wurde bei einer Patientengruppe mit Psoriasis die Anzahl der Pilzinfektionen während der IL-17-Hemmer-Therapie ermittelt. Zudem wurden Immunzellen aus deren Blut isoliert und deren Reaktion auf eine Candida-Besiedlung in vitro überprüft.

Candida-Risiko 10- bis 30-fach erhöht

Die Forschenden kamen auf Grundlage der Datenbankanalysen zu dem Ergebnis: Der Einsatz von IL-17-Inhibitoren erhöht das Risiko einer Pilzinfektion der Mundhöhle, des Rachens oder der Speiseröhre um das 10- bis 30-Fache. Die Laborergebnisse zeigen überdies, dass Immunzellen von Patienten, die IL-17-Hemmer einnehmen, eine verminderte Abwehrreaktion gegen Candida aufweisen. „In der Psoriasis-Kohorte waren 58 Prozent der IL-17-Behandlungsepisoden mit einer Candidose verbunden“, lautete das Ergebnis des klinischen Teils der Studie [Davidson et al., 2021].

Behandler sollten zügig antimykotische Therapien einleiten

Dennoch ordnen die Forschenden die UAW als beherrschbar ein, während die Vorteile der Wirksamkeit gegen die Autoimmunerkrankungen eindeutig überwiegen. Ärzte und Zahnärzte sollten die Betroffenen aufmerksam und engmaschig untersuchen und gegebenenfalls zügig antimykotische Therapien einleiten. Dies könne bei Bedarf auch als Erhaltungsdosis erfolgen. Nur in wenigen Fällen sei es notwendig, die Behandlung mit IL-17-Hemmern wegen anhaltender Candida-Infektionen abzubrechen. <link url="https://www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(21)00252-0/fulltext" import_url="https://www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(21)00252-0/fulltext" follow="follow" seo-title="" target="self">Davidson L et al. „Risk of candidiasis associated with interleukin-17 inhibitors: A real-world observational study of multiple independent sources.“ Lancet Reg Health Eur. 2021 Nov 22;13:100266. doi: 10.1016/j.lanepe.2021.100266. PMID: 34950923; PMCID: PMC8671639

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.