Frühjahrsfest der KZBV

„Investieren Sie in Prävention!“

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Politik
Auf ihrem Frühjahrsfest forderte die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung am Dienstagabend die neue Bundesregierung auf, die Prävention in der Gesundheitspolitik zu stärken und Niedergelassene besser zu unterstützen.

„Die Erfahrungen der letzten Legislaturperiode haben deutlich gezeigt, dass der Kurs weg von Rahmenvorgaben der Politik hin zu immer mehr Staatsdirigismus der Gesundheitsversorgung nicht gut getan hat“, hielt der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), Martin Hendges, zu Beginn seiner Rede fest. Er sei jedoch optimistisch, dass die Selbstverwaltung in Zukunft wieder eine zentrale Rolle bei der Ausgestaltung der Versorgung einnehmen werde und bekräftigte die Bereitschaft der Zahnärzteschaft zum Dialog. Die KZBV habe erfreut zur Kenntnis genommen, dass die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) diesen Dialog bei ihrer Amtseinführung ebenfalls stark in den Vordergrund gerückt habe.

„Die Zahnmedizin ist kein Kostentreiber“

Der neuen Regierung empfahl Hendges, bei den dringend notwendigen Strukturreformen des Gesundheitssystems vor allem ein Thema ins Zentrum zu stellen: „Investieren Sie in Prävention! Sie spart bares Geld.“ Hierfür sei die Zahnmedizin das beste Beispiel, wie die Ergebnisse der vor wenigen Wochen veröffentlichten sechsten deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) zeigten. „Unsere konsequent auf Prävention ausgerichteten Versorgungskonzepte wirken äußerst positiv“, betonte der KZBV-Chef. So habe sich nicht nur die Mundgesundheit der Bevölkerung weiter verbessert, auch der Anteil der Zahnmedizin an den gesamten Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sei in den letzten beiden Jahrzehnten um mehr als ein Drittel auf mittlerweile 5,8 Prozent gesunken. Damit werde erneut deutlich: „Die Zahnmedizin ist kein Kostentreiber.“

Vor diesem Hintergrund lehnte Hendges die Forderung der Krankenkassen nach einem Ausgabenmoratorium für sämtliche Leistungsbereiche ab. „Kostendämpfungspolitik nach dem bekannten Rasenmäherprinzip und zulasten derer, die durch ihre Präventionsorientierung, Gesundheit verbessern, Ausgaben reduzieren und die Versorgung flächendeckend aufrechterhalten, ist nicht nur ungerecht, sie löst in keiner Weise die wahren Probleme unseres Gesundheitssystems.“ Als eigentliche Problemfelder bezeichnete Hendges die staatlich nicht gegenfinanzierten versicherungsfremden Leistungen, enorme Ausgabensteigerungen im Arzneimittelbereich und die Krankenhausausgaben.

In seiner Rede nannte der KZBV-Vorsitzende ein weiteres Thema, das die zahnärztlichen Berufsorganisationen in der kommenden Legislatur vorantreiben werden: „Es muss gelingen, das Netz der freiberuflichen Praxen wieder nachhaltig zu stärken. Dazu gehört in erster Linie eine verlässliche Finanzierung, die Planungssicherheit bringt, sowie eine versorgungstaugliche und den Praxisalltag unterstützende Digitalisierung.“

„Zahnärztinnen und Zahnärzte haben die präventive Welle gemacht!“

Auch Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), betonte in seinem Grußwort die große Bedeutung der Prävention. Er warnte davor, bei den nötigen Strukturreformen im Gesundheitswesen das GKV-System insbesondere bei den präventiven Leistungen „zu schreddern“. Als Negativbeispiel führte er die Parodotitistherapie an, die nach Inkrafttreten des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) im Jahr 2022 immer weniger Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehe – obwohl 14 Millionen Menschen in Deutschland daran erkrankt sind und die Parodontitis in Wechselwirkung mit vielen schwerwiegenden Krankheiten wie Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht.

Für Benz besteht hier ein Widerspruch zur Zahnmedizin, die seit vielen Jahrzehnten erfolgreich einen präventionsorientierten Kurs verfolgt. Dabei dürfe man eins nicht vergessen: „Unsere wichtigsten Leistungsträger hier sind die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte. Sie haben die präventive Welle gemacht.“ Man beobachte daher mit Sorge den Trend, dass die Niederlassungslust der jüngeren Kolleginnen und Kollegen kleiner geworden sei, so der BZÄK-Präsident. Er hoffe darauf, dass die neue Regierung dem, unter anderem mit konsequentem Bürokratieabbau, entgegenwirke.

„Werben Sie mit Ihren Erfolgen für die Niederlassung“

Katharina Schenk (SPD), Ministerin für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie in Thüringen sowie Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz (GMK), führte in ihrer Rede aus, welche Maßnahmen Thüringen unternimmt, um zahnärztliche Fachkräfte für den Freistaat zu gewinnen. Dazu gehörten zum einen Stipendienprogramme für Studierende im Rahmen des Haus- und Zahnärztesichestellungsgesetzes. Die Zahnärzteschaft im Land setze zum anderen auf ein frühzeitiges Scouting an der Universität: „Man lädt die Studierenden auf Ausflüge in die ländlichen Regionen ein, weist auf Förderprogramme hin und stellt den Kontakt zu älteren Kolleginnen und Kollegen her, von denen man eine Praxis übernehmen kann.“

Um für den Beruf und die Niederlassung zu werben, riet Schenk, die Erfolge der Zahnmedizin stärker in den Vordergrund zu stellen: „Als Zahnärztinnen und Zahnärzte haben Sie es geschafft, dass Millionen Menschen mit ihren eigenen Zähnen alt werden. Damit können Sie positive Begeisterung für den Beruf schaffen. Wenn sich die Schlagzeilen aber grundsätzlich um Überlastung und Schwierigkeiten bei der Niederlassung drehen – eine Kritik, für die es unbestritten eine Berechtigung gibt – geht diese Botschaft, auf die Sie sehr stolz sein können, ein Stück weit verloren.“

Über 300 Gäste aus Politik und dem Gesundheitswesen
Das Frühjahrsfest der KZBV fand wieder in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin statt. Zu den über 300 Gästen zählten neben vielen Abgeordneten des Bundestages, darunter die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, auch der parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Tino Sorge (CDU) sowie Vertreterinnen und Vertreter des GKV-Spitzenverbandes, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und der Deutschen Krankenhausgesellschaft.

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