Ist der Intraoralscanner für die Telezahnmedizin geeignet?
Der demografische Wandel und fehlender Nachwuchs gefährden zunehmend die Versorgung in ländlichen Gebieten. Eine Möglichkeit, die absehbaren Engpässe abzumildern, ist der verstärkte Einsatz effizienter digitaler Technologien. So könnte die klinische Befunderhebung in geeigneten Fällen durch den Einsatz von Intraoralscannern im telezahnmedizinischen Kontext ersetzt werden.
Voraussetzung ist allerdings, dass diese Form der Befunderhebung für die benötigte Diagnostik qualitativ gleichwertig ist. Eine Arbeitsgruppe an der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und medizinische Werkstoffkunde, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald hat das jetzt mit Daten aus der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) untersucht.
Gute Ergebnisse mit Optimierungspotenzial
Eingeschlossen in die Studie waren die Daten von 196 Teilnehmern der SHIP-NEXT-Kohorte (20-79 Jahre) – 148 Probanden hatten mindestens zehn Zähne ohne herausnehmbaren Zahnersatz, 48 trugen herausnehmbaren Zahnersatz. Die klinische Befunderhebung und die Auswertung der digitalen Intraoralscans (CEREC Primescan AC) erfolgten von zertifizierten Untersuchern.
„Die digitale und klinische Befunderhebung zeigten hohe Übereinstimmungen bei der Zahnanzahl (K = 0.96) und den prothetischen Versorgungen (K = 0.89). Unterschiede bestanden insbesondere bei der Erkennung von Füllungen und Implantaten, möglicherweise aufgrund eingeschränkter Differenzierung im Intraoralscan. Die Karieserkennung erfolgte mit vergleichbarer Häufigkeit (M = 0.06, SD = 1.7)“, schreiben die Studienautoren. Optimierungspotenzial sehen sie noch bei der Materialerkennung.
Intraoralscanner sind eine „valide Alternative“
Etwaige Missklassifikationen der Scanner seien jedoch in vielen Fällen nicht relevant für den ersten klinischen Befund, erklärte Möhwald. Bei Bedarf könnten Implantate und Brückenglieder abschließend durch die Bildgebung befundet werden. Deshalb könne man die digitale Befunderhebung bereits heute als „valide Alternative zur klinischen Befunderhebung“ einstufen. Damit sei sie für digitale Workflows in der Telezahnmedizin geeignet – der Einsatz von Intraoralscannern biete sich beispielsweise in Senioren- und Pflegeeinrichtungen und für die Versorgung in ländlichen Regionen an, so Möhwald.



