„Jährlich gehen 50 bis 70 Zahnärzte ohne Nachfolger aus der Versorgung!“
Während Praxen und Apotheken ein Sparkurs aufgezwungen werde, verspreche die Politik den Menschen in Deutschland immer mehr Leistungen. Dabei stünden den Heilberufen noch nicht einmal genügend Finanzmittel und Ressourcen zur Verfügung, um überhaupt den gesetzlich vorgeschriebenen Versorgungsumfang zu erfüllen, so ihre Kritik. Eine überbordende Bürokratie und eine Digitalisierung mit mangelhaften Produkten kosteten zusätzlich Zeit, die dann für die Patientenbehandlung fehle. Eine bittere Konsequenz:
Belkanntlich finden schon heute viele Praxen keine Nachfolger oder Fachpersonal mehr. Patienten müssen lange nach einem Arzt oder Zahnarzt suchen, der sie aufnimmt, und Apotheken schließen. Sowohl die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner als auch die gesundheitspolitischen Sprecher aller Parteien im Thüringer Landtag stellten sich dem Dialog .
"Es geht nicht um Almosen, sondern um eine gerechte Entlohnung großartiger Leistungen!“
Die Vertreter der Heilberufe und ihre Teams fordern ein sofortiges Umdenken der Politik und mehr Anerkennung, denn die Zukunft der wohnortnahen, ambulanten Versorgung der Patienten im Freistaat ist akut bedroht.
Hannelore König, Präsidentin Verband medizinischer Fachberufe (vmf),fand deutliche Worte: „Die ambulante Versorgung mit den mehr als 680.000 Beschäftigen in den Apotheken, Arzt- und Zahnarztpraxen – davon allein 14.000 in Thüringen – wird von den politisch Verantwortlichen nicht wahrgenommen, weil sie bisher immer funktioniert hat. Jetzt hat sich die Situation geändert: Der Fachkräftemangel ist deutlich spürbar, die Belastung der dort Beschäftigten und die chronische Unterfinanzierung des Sektors haben ihre Grenzen erreicht. Statt der Stärkung der Gesundheitsberufe gab es neue Spargesetze und noch mehr Bürokratie. Ohne Unterstützung durch die Politiker – auch in den Landesregierungen – wird sich das unmittelbar auf die Versorgung der Bevölkerung auswirken. Budgetierung gefährdet die ambulante Versorgung und Arbeitsplätze in den Teams der Apotheken, Arzt- und Zahnarztpraxen. Es geht nicht um Almosen, sondern um eine gerechte Entlohnung großartiger Leistungen.“
KZV-Chef Dr. Knut Karst, und Zahnärztekammerpräsident Dr. Christian Junge bestätigten:„In Thüringen ist die flächendeckende zahnärztliche Versorgung ernsthaft gefährdet. Jährlich gehen 50 bis 70 Zahnärzte ohne Nachfolger aus der Versorgung. Für ihre Patienten heißt dies, eine Betreuung in den übrigen schon überfüllten Praxen zu organisieren. Bei einem Betreuungsschlüssel von 1.600 Patienten pro Zahnarzt betrifft dies bis zu 100.000 Patienten jedes Jahr, welche plötzlich keinen Zahnarzt mehr haben. Dies stellt kein einmaliges Ereignis dar, da schon mehr als 500 unserer 1.500 Kolleginnen und Kollegen das. 60 Lebensjahr überschritten haben. Dem gegenüber stehen weniger als 600 unter 55 Jahren, welche die Versorgung in Zukunft allein stemmen sollen? Damit ist klar, dass es sich nicht mehr nur um wohnortnahe Versorgung in ländlichen Gebieten handelt. Das Praxissterben wird auch in den Städten ankommen.“
"Das Praxissterben wird auch in den Städten ankommen!“
„Vor einem Jahr haben wir schon einmal die Sorgen und Nöte der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker vor den Thüringer Landtag gebracht. Getan hat sich seitdem nichts. Während wir weiter auf die neue Niederlassungsförderung des Landes warten, verschärfen sich die Versorgungsprobleme. Das Sterben von Apotheken und Praxen nimmt zu. Nehmen Sie endlich unsere Probleme ernst. Sonst droht ein Gesundheitskollaps in Thüringen“, mahnte Dr. Sabine Köhler, Vorsitzende Gemeinschaft Gebietsärztliche Berufsverbände Thüringen.
#Gesundheitskollaps ist eine gemeinsame Initiative der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Apotheker und deren Teams in Thüringen.