Jetzt ist die Chance für einen gesundheitspolitischen Kurswechsel!
In Köln appellierten die Vertreterinnen und Vertreter an die Politik, „gemeinsam den Erfolgsweg der Prävention konsequent weiterzugehen und Prävention zum Leitbild einer zukünftigen Gesundheitspolitik zu machen“. Denn eine umfassende Präventionsorientierung verbessere nicht nur die Gesundheit, sondern reduziere mittel- und langfristig auch die Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Ankündigungen zur Prävention müssen mit Leben gefüllt werden
„Die Regierungsparteien müssen ihre Ankündigung, dass der Prävention eine zentrale Rolle bei der künftigen Ausgestaltung unseres Gesundheitssystems zukommen soll, nun mit Leben füllen", forderte Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV.
Das beinhalte vor allem, dass die präventionsorientierte Parodontitistherapie als Früherkennungs- und Vorsorgeleistung gesetzlich verankert und eine vollumfängliche Vergütung gewährleistet wird. „Fatale politische Fehler für die Versorgung, wie sie in der vergangenen Legislaturperiode mit kurzsichtigen Kostendämpfungsmaßnahmen begangen wurden, dürfen sich nicht wiederholen“, stellte Hendges klar.
„Die Politik ist gut beraten, jetzt die Chance für einen echten Kurswechsel in der Gesundheitspolitik zu nutzen, den Erfolgsweg der Prävention mit uns weiterzugehen und damit auch die Versorgungsstrukturen zukunftsfest zu machen!“
KZBV-Chef Martin Hendges
Wolle man die großen Herausforderungen im Gesundheitswesen meistern, müsse man die Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen. Auch die Selbstverwaltung müsse wieder gestärkt und bei Gesetzgebungsverfahren frühzeitig eingebunden werden. "Wir stehen hierfür mit unserer Expertise und unseren Erfahrungen aus dem Praxisalltag bereit“, versprach Hendges.
Investoren regulieren, Bürokratie abbauen
Zu einem leistungsfähigen Gesundheitssystem gehöre auch, die zahnärztlichen Versorgungsstrukturen zukunftsfest zu machen. Um das Netz der freiberuflichen Praxen zu stärken, müsse man aber auch den politischen Willen haben, niederlassungsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen und die entsprechenden Anstrengungen der Selbstverwaltung zu unterstützen.
Die Delegierten forderten die Bundesregierung zudem dazu auf, spätestens bis zum Jahresende einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die – nachgewiesenen – Gefahren von investorenbetriebenen MVZ (iMVZ) für die Patientenversorgung eindämmt. „Wir sind sehr froh, dass die Politik den dringenden Handlungsbedarf in Bezug auf iMVZ endlich erkannt hat. Jetzt ist entscheidend, dass wirksame Instrumente auch gesetzlich verankert werden. Eine räumliche sowie eine fachliche iMVZ-Gründungsbeschränkung für Krankenhäuser ist dabei unverzichtbar, lediglich Transparenz über Eigentümerstrukturen zu schaffen, reicht hier nicht aus“, betonte Hendges.
Darüber hinaus müsse endlich der Bürokratieabbau im Gesundheitswesen von der Bundesregierung umfassend und zügig angegangen werden, um die zahnärztliche Versorgung bei der Praxisgründung und im Berufsalltag zu entlasten.
Digitalisierung braucht Anreize, keine Sanktionen
Ein Paradigmenwechsel sei auch bei der Digitalisierung erforderlich. „Politische Terminvorgaben sowie Sanktionen beim Honorar und Kürzungen der TI-Pauschale schaden der Akzeptanz der Digitalisierung und müssen weg. Stattdessen sollte die Nutzung durch Anreize gezielt gefördert werden. Hierfür muss die Politik die Weichen stellen“, forderte Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorsitzender der KZBV.
„Es vergeht kein Tag, an dem die Politik nicht verspricht, bürokratische Hürden abzubauen, aber für die Selbstverwaltung scheint das nicht zu gelten. Sie wird weiter mit Kontrollen und Sanktionen gegängelt.“
Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender KZBV-Vorsitzender
Zugleich begrüßte Pochhammer den Start der elektronischen Patientenakte (ePA) auf freiwilliger Basis: „Dafür hat sich die KZBV gemeinsam mit den KZVen eingesetzt. Das ist der richtige Weg, um die aktuellen Probleme hell auszuleuchten und dafür zu sorgen, dass die ePA fit gemacht wird. Sie hat das Potenzial, die Versorgung und die Praxisabläufe zu verbessern; aktuell stimmen aber noch nicht alle Voraussetzungen“, stellte Pochhammer fest.
Funktionalität der ePA bestimmt ihre Akzeptanz in den Praxen
Um so wichtiger sei es daher gewesen sei, den zum 1. Juli geplanten Start für den elektronischen Medikationsplan auf das 2. Quartal 2026 zu verschieben, bekräftigte Dr. Ute Maier, stellvertretende Vorsitzende der KZBV „Die Akzeptanz der ePA in den Praxen wird stark davon abhängen, ob die ePA leicht zu befüllen ist und die einzelnen Anwendungen problemlos funktionieren. Ein Friedhof von vielen unstrukturierten Daten nützt weder den Zahnärztinnen und Zahnärzten noch den Versicherten“, machte Maier klar.
„Stichwort ePA: Röntgenbefunde allein – ohne Röntgenbild – sind nicht hilfreich und gehen an der Realität vorbei!“
Dr. Ute Maier, stellvertretende KZBV-Vorsitzende
Völlig unverständlich sei daher, dass beim geplanten Medizinischen Informationsobjekt (MIO) „Bildbefund“ die Einstellung von Röntgenbildern aus der zahnärztlichen Behandlung nicht berücksichtigt werden soll. „Sofern sich daran nichts ändert, macht dieses MIO im zahnärztlichen Bereich überhaupt keinen Sinn“, warnte Maier.