Cochrane Review

Kann eine Maske sicher schützen?

nb
Gesellschaft
Kann ein Mund-Nasen-Schutz sicher vor akuten Atemwegsinfektionen schützen? Diese Frage wurde in einem aktuellen Cochrane Review untersucht. Doch die Metaanalyse ist kaum aussagekräftig.

Ziel des vorliegenden Cochrane Reviews war, herauszufinden, ob physische Interventionen, wie das Tragen einer Maske, Einreisekontrollen, Isolierung und Quarantäne, Handhygiene oder Abstand halten, vor Ansteckung mit Atemwegsviren schützen. Dabei handelt es sich um die Aktualisierung eines Cochrane-Reviews, der 2007, 2009, 2010 und zuletzt 2011 veröffentlicht wurde.

Die Meta-Analyse basiert insgesamt auf Daten aus 67 randomisierten kontrollierten Studien (RCT) und Cluster-RCTs. Der Großteil der Studien erfolgte während typischer Saisons für Influenza beziehungsweise Atemwegserkrankungen bis ins Jahr 2016. Es wurden keine Studien einbezogen, die während der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurden. Es wurden lediglich sechs laufende Studien identifiziert, von denen drei zur Bewertung von Masken zeitgleich mit der COVID-Pandemie durchgeführt wurden und eine abgeschlossen ist.

Die Ergebnisse im Detail

Medizinisch-chirurgische Masken im Vergleich zu keinen Masken

In neun Studien (davon acht Cluster-RCTs) wurde untersucht, inwieweit das Tragen von medizinischen/chirurgischen Masken verglichen mit keinen Masken das Auftreten von Infektionen verhinderte. Aus diesen neun Studien mit insgesamt 3.507 Teilnehmern gibt es Hinweise mit geringer Sicherheit, dass das Tragen einer Maske im Vergleich zum Nichttragen einer Maske keinen oder nur einen geringen Unterschied in Bezug auf eine grippeähnliche Erkrankung (ILI) macht (Risikoverhältnis (RR) 0,99, 95 % Konfidenzintervall (CI) 0,82 bis 1,18). Mit mäßiger Sicherheit gibt es Hinweise darauf, dass das Tragen einer Maske im Vergleich zum Nichttragen einer Maske wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Einfluss auf den Ausgang einer im Labor bestätigten Influenza hat (RR 0,91, 95% CI 0,66 bis 1,26; 6 Studien; 3.005 Teilnehmer). Schäden wurden selten gemessen und nur unzureichend berichtet.

N95/P2-Atemschutzmasken im Vergleich zu medizinischen/chirurgischen Masken

Außerdemwurden Studien zusammengefasst, in denen N95/P2-Beatmungsmasken mit medizinischen/chirurgischen Masken verglichen wurden (vier in Gesundheitseinrichtungen und eine in einem Haushalt). Es besteht Unsicherheit über die Auswirkungen von N95/P2-Beatmungsmasken im Vergleich zu medizinischen/chirurgischen Masken auf die Ergebnisse klinischer Atemwegserkrankungen (RR 0,70, 95 % CI 0,45 bis 1,10; Evidenz mit sehr geringer Sicherheit; drei Studien; 7.779 Teilnehmer) und ILI (RR 0,82, 95 % CI 0,66 bis 1,03; Evidenz mit geringer Sicherheit; fünf Studien; 8.407 Teilnehmer). Die Evidenz ist durch Ungenauigkeit und Heterogenität für diese subjektiven Ergebnisse begrenzt. Die Verwendung einer N95/P2-Atemschutzmaske im Vergleich zu einer medizinischen/chirurgischen Maske macht wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied für den objektiven und präziseren Endpunkt der im Labor bestätigten Influenza-Infektion (RR 1,10, 95 % CI 0,90 bis 1,34; Evidenz mit mittlerer Sicherheit; 5 Studien; 8407 Teilnehmer). Die Einschränkung des Poolings auf Beschäftigte im Gesundheitswesen änderte nichts an den Gesamtergebnissen. Schädigungen wurden nur unzureichend gemessen und berichtet, aber das Tragen von medizinischen/chirurgischen Masken oder N95/P2-Atemschutzmasken wurde in mehreren Studien als unangenehm empfunden. Eine laufende Studie, an der 576 Personen teilnahmen, vergleicht N95/P2-Atemschutzmasken mit medizinischen/chirurgischen Masken für Beschäftigte im Gesundheitswesen während der COVID-19-Studie.

Eindeutige Schlüsse können nicht gezogen werden

Die Ergebnisse weisen zwar darauf hin, dass das Tragen von Masken vermutlich nicht oder nur wenig effektiv sein könnte. Doch bestehen dem Autorenteam zufolge eine Reihe von Unsicherheiten. „Das hohe Risiko der Verzerrung in den Studien, die Unterschiede bei der Ergebnismessung und die relativ geringe Einhaltung der Maßnahmen während der Studien erschweren das Ziehen eindeutiger Schlussfolgerungen und die Verallgemeinerung der Ergebnisse auf die aktuelle COVID-19-Pandemie“, schlussfolgern die Autoren.

Wie gut Masken tatsächlich vor dem Coronavirus schützen, müsse daher dringend weiter untersucht werden. „Es besteht ein Bedarf an großen, gut konzipierten RCTs, die sich mit der Wirksamkeit vieler dieser Maßnahmen in verschiedenen Umfeldern und Bevölkerungsgruppen befassen", resümieren die Autoren. Außerdem sei es notwendig zu untersuchen, wie sich die Adhärenz auf die Wirksamkeit der Interventionen auswirkt.

Jefferson T, Del Mar CB, Dooley L, Ferroni E, Al-Ansary LA, Bawazeer GA, van Driel ML, Jones MA, Thorning S, Beller EM, Clark J, Hoffmann TC, Glasziou PP, Conly JM. Physical interventions to interrupt or reduce the spread of respiratory viruses. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020, Issue 11. Art. No.: CD006207. DOI: 10.1002/14651858.CD006207.pub5. Accessed 06 February 2023.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.