Kinderkaries: Putzaktivitäten steigern
Fast jedes fünfte Grundschulkind in Schleswig-Holstein hat Karies, schreibt die AOK NordWest in einer Mitteilung. Eine Untersuchung von knapp 85.000 schulpflichtigen Kindern im vergangenen Schuljahr hatte dder Krankenkasse zufolge bei 18,7 Prozent einen "behandlungsbedürftigen Zahnstatus" ergeben.
"Die Pressemitteilung der AOK NordWest bezieht sich auf die Zahlen der Reihenuntersuchungen der schleswig-holsteinischen Gesundheitsämter vom Schuljahr 2013/14 und insofern bestätigen wir die leichte Zunahme von Karieserkrankungen bei Grundschülern", teilte Dr. Martina Walther von der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein dazu mit.
"Die frühkindliche Karies an den Milchzähnen bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr, zu der auch die sogenannte Nuckelflaschenkaries gehört, hat in der Tat im Unterschied zum deutlichen Kariesrückgang an den bleibenden Zähnen in den vergangenen Jahren an Häufigkeit zugenommen - und zwar deutschlandweit", ergänzte Dr. Sebastian Ziller, Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung in der Bundeszahnärztekammer. Frühkindliche Karies sei somit die häufigste chronisch degenerative Erkrankung beim Kleinkind
Zunahme von einem Prozentpunkt nicht überbewerten
Damit würden sich scheinbar Befürchtungen bestätigen, dass durch das Nachlassen der Putzaktivitäten in den Kindergärten und Schulen, die extra in den vergangenen Jahren mit Zahnputzeinrichtungen ausgestattet wurden, die Karies bei Kindern wieder ansteigt, führte Walther weiter aus. Ob es sich dabei um einen Trend handelt, sei bei einer Zunahme von lediglich einem Prozentpunkt aber noch nicht zu entscheiden.
Obwohl Schleswig-Holstein im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 15 bis 20 Prozent "noch relativ gut dastehe", lasse man in den Bemühungen nicht nach. So berichtete Walther, dass im August 2014 die Motivationsaktion „Wir putzen Zähne“ vomLandesausschuss zur Förderung der Jugendzahnpflege e. V. ins Leben gerufen wurde, um solche Kinderbetreuungseinrichtungen, die täglich mit den Kindern Zähne putzen, mit einem Zertifikat und einer Plakette auszuzeichnen.
Honorierung von zusätzlichen Früherkennungsuntersuchungen
"Der Schwerpunkt unserer Präventionsarbeit muss auch in Zukunft bei den Kleinsten ansetzen und konsequent bis zum Ende der Kindheit fortgesetzt werden", sagte Walther. Man fordere deshalb zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen ab dem ersten Milchzahn. "Der AOK NordWest und allen anderen gesetzlichen Krankenkassen empfehlen wir, dem Beispiel der Barmer GEK zu folgen und zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen vom 6. bis zum 30. Lebensmonat zu honorieren."
Als Leitfaden für die halbjährliche Karieskontrolle beim Zahnarzt werde in Schleswig-Holstein seit Dezember 2013 der Zahnärztliche Kinderpass von den Frauenärzten zusammen mit dem Mutterpass schon an die Schwangeren ausgegeben. Dadurch würden bereits die werdenden Mütter für das Problem der Schwangerschaftsgingivitis und Kariesübertragung auf das Kind sensibilisiert.
Noch besser wäre es laut Walther, "wenn der G-BA endlich dem Vorschlag der Bundeszahnärztekammer folgen würde und die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen ab dem 6. Lebensmonat ausweiten und diese in der Vernetzung als Verweis in die ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen, etwa mittels des gelben Kinderuntersuchungsheftes, integrieren würde".