Rote Karten gegen Rechts
Die 143. Hauptversammlung des Marburger Bundes (MB) hat sich entsetzt gezeigt von den zunehmenden Angriffen auf aktive, demokratisch engagierte Menschen. „Wir verurteilen diese gehäuft vorkommenden körperlichen und aggressiven Angriffe aufs äußerste. Wir fordern einen offenen, diversen und wertschätzenden Umgang miteinander, da wir als Ärzteschaft für die Unversehrtheit aller Menschen einstehen“, heißt es in einem Beschluss der Delegierten.
Die Hauptversammlung verurteilte zugleich die Zunahme rechtsextremer Aktivitäten, wie die Anfang dieses Jahres öffentlich gewordenen Pläne zur „Remigration“ in Deutschland lebender Menschen, aufs Schärfste. Der größte deutsche Ärzteverband betrachtet den zunehmenden Aufschwung rechtsextremer Strömungen mit großer Sorge. „Diesem Gedankengut des Ausgrenzens, des Antisemitismus, des Rassismus und der Intoleranz stellt sich der Marburger Bund entschieden entgegen“, erklärte die Hauptversammlung. Die Delegierten wandten sich gegen jegliches autoritäre und menschenverachtende Gedankengut.
Ärztinnen und Ärzte, die sich für ein freies und plurales Gesundheitssystem einsetzen, so Johna weiter, verteidigten die individuelle Autonomie und die persönlichen Entscheidungsfreiheiten ihrer Patienten gegenüber politischen Strömungen, die diese Grundrechte einzuschränken versuchen.
„Rechtsextreme Positionen sind mit MB-Mitgliedschaft unvereinbar“
Kontrovers wurde die Frage debattiert, ob Menschen auch beim Marburger Bund Mitglied sein dürfen, wenn sie Mitglied in einer Organisation oder Partei sind, die menschenverachtende und rechtsextreme Positionen vertreten, berichtet das Deutsche Ärzteblatt. In einem am Sonntag beschlossenen Antrag heißt es dazu, dass die Hauptversammlung solche Positionen mit der Mitgliedschaft im MB für unvereinbar halte. Ein weiterer Antrag forderte die Beteiligung an Wahlen, um das humanistische, plurale Gesundheitswesen zu erhalten.
Der Gesundheitswissenschaftler und Leiter des Museums am Robert Koch-Institut, Benjamin Kuntz, erinnerte dabei auch an die Verantwortung von Ärztinnen und Ärzten in der Erinnerung an die Rolle der Ärzteschaft während der NS-Zeit. So hätten nicht-jüdische Ärzte bei der Verdrängung und Entlassung ihrer jüdischen Kolleginnen und Kollegen ab 1933 kaum protestiert, sondern vielmehr durch die frei gewordenen Stellen profitiert. Viele hätten sich dadurch auch bereichert.