Kliniken: Pflege am Limit
Nach Einschätzung der Pflegekräfte können schlechte Arbeitsbedingungen den sich abzeichnenden Fachkräftemangel verschärfen. Diese Befunde decken sich mit Forschungsergebnissen zur sozialen Dienstleistungsarbeit in der Altenpflege, der Jugendhilfe und der Kindertagesbetreuung. Vor allem die Pflege ist vom Spardruck im sozialen Sektor betroffen.
Unter ökonomischem Druck
Mehr als drei Millionen Menschen arbeiten laut Statistischem Bundesamt in Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufen. Die Branchen, in denen sie tätig sind, stehen unter dem Druck einer zunehmenden Ökonomisierung: In den sozialen Diensten setze sich mehr und mehr eine Markt- und Wettbewerbslogik durch, schreiben Lukas Nock, Volker Hielscher Sabine Kirchen-Peters vom Saarbrücker iso-Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft.
Krankenhaus als Durchlaufstation
Demnach haben sich im Krankenhaussektor durch Budgetkürzungen und seit der Einführung der Fallkostenpauschalen (DRG) die Verweildauern der Patienten drastisch verkürzt. Zugleich habe die Zahl der Patienten in den vergangenen 20 Jahren um rund drei Millionen zugenommen - der „Durchlauf“ sei also deutlich angestiegen, während in der gleichen Zeit mehr als 25.000 Vollzeitstellen in der Pflege abgebaut wurden.
Große Unzufriedenheit unter Pflegekräften
Mehr als 600 Pflegekräfte aus Allgemeinkrankenhäusern wurden im Rahmen einer Online-Erhebung für die Studie befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die personelle Situation von der überwiegenden Mehrheit der Befragten als unbefriedigend beurteilt wird. In enger Verbindung hiermit wird von einer Zunahme der Arbeitsintensität und einem permanenten Zeitdruck berichtet.
Keine Zeit für die Bedürfnisse der Patienten
Die wachsenden Arbeitsanforderungen stellen die Krankenhäuser und insbesondere deren Pflegedienste vor eine enorme Herausforderung. Laut den Autoren der Studie wird diese nicht ohne eine Verbesserung der personellen Situation gemeistert werden können. Dies spiegelt sich auch in der breiten Zustimmung der Befragten zu der Aussage wider, es gelänge ihnen nicht, stets auf die Bedürfnisse ihrer pflegebedürftigen Patienten einzugehen.
Job ohne Perspektive
19 von 20 Befragten glauben, dass unter den gegebenen Arbeitsbedingungen immer weniger Leute einen Beruf in der Krankenpflege ergreifen werden. Hinsichtlich der absehbaren Folgen des demografischen Wandels und des sich schon jetzt abzeichnenden Fachkräftemangels müsse dieses Ergebnis ernst genommen und als Aufforderung zu arbeitspolitischer Gestaltung verstanden werden, lautet das Resümee der Forscher.
Lukas Nock, Volker Hielscher, Sabine Kirchen-Peters (2013): Dienstleistungsarbeit unter Druck: Der Fall Krankenhauspflege.