Kliniken sollen Chefärzte-Boni offenlegen
Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU), sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", den Ärzten sei selbst unwohl, "wenn es in Arbeitsverträgen Bonuszahlungen für mehr Operationen gibt. Deswegen wollen wir, dass es mehr Transparenz für die Patienten gibt."
Mehr Transparenz für die Patienten
Patienten sollten sich informieren können, ob in ihrem Krankenhaus solche Verträge existierten. "Denn dann müssen sie mit unnötigen Operationen rechnen", ergänzte er. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) lehnt den Vorstoß indes ab. "Arbeitsverträge sollten nicht Gegenstand der Gesundheitspolitik sein", argumentierte ihr Hauptgeschäftsführer Georg Baum gegenüber dem Blatt.
... und Anreize schaffen, dass die Kliniken auf die Boni verzichten
Geplant ist laut Antrag, dass Krankenhäuser in den jährlichen Qualitätsberichten auch darüber Auskunft geben, ob und welche Bonusvereinbarungen die Klinik mit ihren Ärzten getroffen hat. Insbesondere gehörten dazu "Vereinbarungen zur Erreichung von bestimmten Leistungsmengen". In der Begründung zu dem Änderungsantrag heißt es, die damit geschaffene Transparenz setzte "auch einen Anreiz für Krankenhäuser, zukünftig auf solche Vereinbarungen zu verzichten".
An den gut 2.000 deutschen Krankenhäusern arbeiten nach DKG-Angaben mehr als 10.000 Chefärzte. Deren Bezahlung richtet sich immer öfter auch nach der Zahl der abgerechneten Fälle und erbrachten OPs, berichtet die "FAZ". Unterm Strich werden damit die Kliniken wirtschaftlich belohnt, die die meisten "Fälle" haben.
Ein Verdacht: Sind viele OPs überflüssig?
Die Krankenkassen hatten in dem Zusammenhang schon mehrfach moniert, dass in Deutschland übermäßig viele Hüft- und Kniegelenke implantiert und damit Patienten eventuell unnötig operiert würden. Diese Bonus-Praxis spielte auch in dem am Universitätsklinikum Gießen aufgedeckten Transplantationsskandal eine Rolle.
Der Marburger Bund und der Verband der leitenden Krankenhausärzte hatten bereits kürzlich gefordert, auf solche finanziellen Anreize zu verzichten. Stattdessen sollten Parameter wie die Zahl postoperativer Komplikationen, Infektionen oder die Weiterbildung der Mitarbeiter für die Bemessung von Boni und Zusatzleistungen eine Rolle spielen.
Im Widerspruch zum ärztlichen Ethos
Anfang des Monats warnte auch der Präsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, die Ausrichtung der Chefarztvergütung an vorrangig ökonomisch ausgerichtete Ziele berge Risiken für die Patientenversorgung und widerspreche dem ärztlichen Berufsethos.