Lakritz ist doch kein Karieskiller

dg
Zahnmedizin
Eine Studie propagierte Lakritz als neuen Karieskiller. Wir haben Prof. Dr. Elmar Hellwig von der Universität Freiburg dazu befragt: Lakritz wird in der Kariesprävention wohl doch keine Karriere machen.

Eine Studie der Universität in Edinburgh lobte Trans-Chalkone - enthalten im Süßholzwurzelextrakt - als neue Strategie in der Kariesprävention. Die Forscher fanden heraus, dass Trans-Chalkone die Wirkung des Schlüsselenzyms blockieren, das für das Gedeihen der Streptococcus mutans verantwortlich ist. Dieser Bakterienstamm gilt als wichtigster Verursacher von Karies.

Wir haben Prof. Dr. Elmar Hellwig gefragt, ob die Studie tatsächlich bahnbrechend für die Zahnmedizin ist. Hier sein Statement:

"Es handelt sich hierbei um eine in-vitro Studie, bei der ein einziger Stamm eines Streptococcus mutansdurch Trans-Chalcone in seiner Fähigkeit behindert wurde, Biofilme zu bilden. Es geht also um eine Arbeit, die reinen Grundlagenforschungscharakter hat und aus der man keinesfalls irgendwelche Schlüsse bezüglich einer kariesinhibierenden Wirkung von Lakritz ziehen kann.

Es erschließt sich keinesfalls in irgendeiner Form ein translationaler Charakter. Es ist wichtig zu wissen, dass in der Mundhöhle über 30 Mikroorganismen aus Zucker Säure bilden können und dass daher die Wirkung der Trans-Chalcone auf einen S. mutans Stamm keineswegs darauf schließen lässt, dass diese auch in der Mundhöhle biofilmverhindernd wirken können.

Es wäre geradezu vermessen zu behaupten, dass wir hiermit eine neue Strategie in der Kariesprävention finden würden. Es muss zudem auch beachtet werden, dass Biofilme in der Mundhöhle Multispeziesbiofilme sind und die vorliegende Untersuchung dies keinesfalls widerspiegelt. Die Arbeit mag daher als naturwissenschaftliche Arbeit aus der Grundlagenforschung interessant sein, spielt aber für die praktische Anwendung keine Rolle."

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