Lange Fehlzeiten von Covid-19-Patienten mit Krankenhausbehandlung
Wie eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, lag der Krankenstand der betroffenen Beschäftigten in den ersten zehn Wochen nach ihrem Krankenhausaufenthalt mit 6,1 Prozent deutlich höher als bei der nicht infizierten Vergleichsgruppe mit gleicher Alters- und Geschlechtsstruktur (2,8 Prozent).
Fast 14 Prozent der Viruserkrankten mussten ins Krankenhaus
Unter den mehr als 10,1 Millionen AOK-versicherten Beschäftigten fehlten im Beobachtungszeitraum vom 1. März bis 21. April mehr als 27.300 AOK-Mitglieder wegen einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion (ICD-10 GM: U07.1) im Betrieb. Dies entspricht 270 Covid-19-Erkrankten je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte.
Von diesen 27.300 Personen mussten wegen einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion mehr als 3.700 (13,6 Prozent) stationär behandelt werden.
"Die Daten zeigen, dass in der ersten Infektionswelle im Frühjahr 2020 nur verhältnismäßig wenige arbeitsunfähige Erwerbstätige aufgrund einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten. War jedoch ein Krankenhausaufenthalt notwendig, ergaben sich auch weitere schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen, die über die akute Erkrankung hinausgingen", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
Die Sterberate der stationär Behandelten war besorgniserregend hoch
Die gravierenden Auswirkungen der Erkrankung zeigen sich auch in der hohen Sterblichkeitsrate der stationär behandelten Beschäftigten, die im Beobachtungszeitraum bei 3,3 Prozent lag. In der Vergleichsgruppe ohne SARS-CoV-2 Infektion verstarben lediglich 0,08 Prozent. "Angesichts der Tatsache, dass hier AOK-versicherte Erwerbstätige mit einem durchschnittlichen Lebensalter von 47 Jahren betroffen sind, ist die hohe Sterberate durchaus besorgniserregend", berichtet Schröder.
Innerhalb von zehn Wochen fehlten die an Covid-19 erkrankten Versicherten nach der Krankenhausentlassung im Durchschnitt 13,5 Tage, die nach Alter und Geschlecht vergleichbare Gruppe dagegen nur 9,4 Tage.
Atemwegserkrankungen und psychische Probleme spielen ein Rolle
Ursächlich für die Fehlzeiten der Versicherten, die wegen Covid-19 im Krankenhauslagen, waren dann vor allem Infektions- und Atemwegserkrankungen, psychische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Stoffwechsel-Erkrankungen. Aufgrund von Infektionen oder Atemwegserkrankungen, die vermutlich im Covid-19-Zusammenhang stehen, fehlten sie in den ersten zehn Wochen nach dem stationären Aufenthalt gut sieben mal so lange wie die Vergleichsgruppe ohne SARS-CoV-2-Infektion, aufgrund von psychischen, Herz-Kreislauf- oder Stoffwechsel-Erkrankungen etwa dreimal so lange.
Unter den Atemwegserkrankungen sticht dabei auf Ebene der Einzeldiagnosen nicht überraschend vor allem die Lungenentzündung ("Pneumonie", ICD-GM: J18) hervor: Im Vergleich zu den Erwerbstätigen, die nicht von Covid-19 betroffen waren, führte sie bei den Beschäftigten mit SARS-CoV-2-Infektion zu 130-mal so vielen Arbeitsunfähigkeitstagen.
Bei den psychischen Erkrankungen kam es aufgrund der Diagnose "Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen" (ICD-GM: F43) zu gut dreimal so vielen Arbeitsunfähigkeitstagen. Zusätzlich fallen die Einzeldiagnosen "Unwohlsein und Ermüdung" (ICD-GM: R53) sowie "Störungen der Atmung" (ICD-GM: R06) durch 12- beziehungsweise 17-mal so hohe Fehlzeiten im Vergleich zu den Beschäftigten ohne Covid-19-Erkrankung auf.
"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Ursachen der krankheitsbedingten Fehltage, die nach einem stationären Aufenthalt wegen einer Covid-19-Infektion auftreten, vor allem in Beschwerden der Atmungsorgane zu suchen sind, aber auch psychische Probleme eine Rolle spielen", sagt Helmut Schröder.