"Liebe Kollegen, redet mit uns!"
Leserbrief zum Beitrag: „Approximalkaries im Milchgebiss: Die versteckte Läsion“, zm 7/2017, S. 44–46.
Schön, dass Sie mit Frau Thumeyer auch einen kompetenten Interviewpartner aus der niedergelassenen Kinderzahnheilkundezunft gewinnen konnten. Ihr ist beizupflichten, dass ein Drittel aller Kinder eine Kontaktpunktkaries entwickelt, was aber leider im Gegensatz zu den Aussagen der DMS V-Studie steht, die medien- und politikwirksam von dem Erreichen von nahezu kariesfreien Milchzahngebissen träumt.
Dies macht die Arbeit für uns niedergelassene Kinderzahnärzte nicht einfacher. Als Beispiel seien die im Artikel thematisierten Bissflügelaufnahmen erwähnt. Oftmals wird man von Eltern und leider auch Kolleginnen und Kollegen an den Rande der Kriminalität gestellt, wenn man bei einem fünf Jahre alten Kind die Indikation für ein Röntgenbild stellt.
Dies führt in extremen Fällen sogar zu Beschwerden beim Gewerbeaufsichtsamt, das dann kopfschüttelnd diesen Vorwürfen nachgehen muss. Wie der Artikel zutreffend beschreibt, kann auch keine wirtschaftliche Motivation hinter einer allzu laxen Indikationsstellung stecken, da die Anfertigung von Bissflügelaufnahmen bei kleinen Kindern zum einen das entsprechende kostspielige Equipment fordert (z.B. einen „0“-Sensor) und zum anderen noch etwas viel wertvolleres: viel Zeit und Geduld. Hoffentlich bringt in dieser Sache die S2k-Leitlinie nun endlich Orientierung und Klarheit.
An die niedergelassenen Kollegen und Kolleginnen in der Allgemeinzahnheilkunde der Appell: Nehmen Sie sich die Zeit und rufen bei Ihrer kinderzahnärztlichen Praxis vor Ort an und stellen kritische Fragen wie: Warum wird bei einem fünf Jahre alten Kind eine Bissflügelaufnahme geplant bzw. gemacht? Welche Indikation besteht für eine Narkosebehandlung oder eine Sedierung? Jede entsprechend spezialisierte Praxis wird sich gern die Zeit nehmen und Antworten geben. Wir veranstalten in unserer Praxis jährlich Fortbildungen für fachfremde Kollegen und Kolleginnen, um Einblicke in die Kinderzahnheilkunde in der Praxis zu gewähren und erfahren dabei viel Verständnis und Zuspruch.
Dr. Tobias Tetzlaff,Hannover
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