Mädchen findet 560.000 Jahre alten Schneidezahn
Die französische Hobby-Archäologin und freiwillige Ausgrabungshelferin Camille Jacquey fand den Zahn bei der gemeinsamen Arbeit mit ihrem Kollegen Valentin Loescher in der berühmten Ausgrabungsstätte im südfranzösischen Tautavel. Die Paläontologin Amélie Viallet bewertete dies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP als einen "bedeutenden Fund", schließlich seien in Europa nur sehr wenige menschliche Fossilien aus dieser Zeit entdeckt worden.
Der Zahn: älter als der Tautavel-Mensch
"Bei Grabungen wurde der Zahn eines Erwachsenen - der Schneidezahn eines Mannes oder einer Frau - in einer Schicht Erdreich gefunden, von der wir wissen, dass sie zwischen 580.000 und 550.000 Jahre alt ist", wird Viallet von verschiedenen Medien zitiert. Der Zahn sei damit rund 100.000 Jahre älter als der sogenannte Tautavel-Mensch, dessen Überreste in der Region gefunden worden waren und der vor rund 450.000 Jahren lebte.
Dental-Anthropologe Prof. Kurt W. Alt relativiert den Stellenwert des Funds ein wenig. "Jeder alte archäologische Menschenfund über 10.000 Jahre erregt Aussehen in der Presse und in der Fachwelt. So auch im vorliegenden Fall", schreibt er auf Anfrage der zm.
Einschränkend sei jedoch zu bemerken, dass es sich bei der neuen Datierung um eine indirekte Schätzung handele, da nicht der Fund selbst, sondern die Schicht, in der der neue Zahn gefunden wurde, zwischen 580.000 und 550.000 Jahre alt ist. "Hier muss man vielleicht leichte Einschränkungen bei dem Befund machen. Geologische Schichten weisen gelegentlich Störungen auf, so dass eine gewisse Unsicherheit bezüglich des Alters bleibt", stellt Alt klar.
Ein kleines Mosaik in der Menschheitsgeschichte
"Für das Mädchen, das den Fund gemacht hat, ist und war das aber sicher eine Sensation und ein großartiger persönlicher Erfolg", betont er. Auch wenn der Fund an der Entwicklungsgeschichte des Menschen nichts ändern werde. "Allenfalls kann man sagen, dass in Tautavel bereits etwas früher Menschen siedelten, als bisher angenommen", erklärt Alt. "Europa wurde schon sehr früh besiedelt und die ältesten menschlichen Funde in Westeuropa (Spanien) reichen weiter als eine Million Jahre zurück. Die paläolithische Bevölkerungsdichte war sehr gering und daher gelingen nur selten menschliche Funde wie sie nun zum wiederholten Mal in Tautavel gemacht wurden. Es ist ein kleines Mosaik in der Menschheitsgeschichte dazu gekommen."