Internationale Studie

Männer bezeichnen ihre Forschung häufiger als "exzellent"

ck/pm
Gesellschaft
Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Offenbar klappern männliche Wissenschaftler deutlich lauter als ihre Kolleginnen. Darauf lässt jedenfalls eine Studie schließen, die jetzt im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde.

In der akademischen Medizin und den Biowissenschaften sind Frauen laut Medscape nach wie vor unterrepräsentiert. Außerdem verdienen sie weniger, bekommen seltener Forschungsstipendien, und ihre Arbeiten werden weniger zitiert als die ihrer männlichen Kollegen.

Mehr als 6 Millionen Publikationen wurden ausgewertet

Woran liegt das? Ein Faktor, der zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden beiträgt, ist offenbar die unterschiedliche Art und Weise, wie Frauen ihre Forschungsleistungen im Vergleich zu Männern präsentieren. Bislang fehlten jedoch Belege für diese These. In einer groß angelegten internationalen Studie wurden nun erstmals die geschlechts­spezifischen Unterschiede in der sprachlichen Gestaltung der biomedizinischen Forschung quantifiziert.

Studienleiter Juniorprofessor Dr. Marc Lerchenmüller von der Universität Mannheim und seine Kollegen von der Harvard Medical School und der Yale University untersuchten, ob sich Männer und Frauen darin unterscheiden, wie positiv sie ihre Forschungsergebnisse darstellen und ob ein positives Framing damit assoziiert ist, häufiger zitiert zu werden. Mit "positivem Framing" wird eine Sprache bezeichnet, die die Ergebnisse als besonders wichtig einstuft.

Genau das scheint der Fall zu sein: So bezeichnen Männer ihre Forschungs­ergebnisse häufiger als "ausgezeichnet", "neuartig" und "exzellent" als Frauen, insbesondere in den Überschriften und Zusammenfassungen ihrer Artikel. Die Autoren schreiben: "Unsere Studie liefert Beweise dafür, dass Männer in der akademischen Medizin und den Biowissenschaften ihre eigene Forschung positiver darstellen als Frauen."

Je wichtiger die Zeitschrift, desto wichtiger stuften die Männer ihre Beiträge ein

Die ForscherInnen analysierten mehr als sechs Millionen klinische und bio­wissenschaft­liche Publikationen und stellten fest, dass männliche Hauptautoren mit einer um bis zu 21 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit positives Framing in Überschriften und Zusammenfassungen verwenden. Der Unterschied der positiven Präsentation zwischen den Geschlechtern war in bedeutenden klinischen Fach­zeitschriften am größten.

Die Untersuchung zeigte auch, dass die Verwendung positiver Wörter einen signifikanten Einfluss darauf hat, wie die Forschung von LeserInnen wahrgenommen wird. Positives Framing war mit mehr nachfolgenden Zitierungen verbunden. Der Effekt betrug in besonders bedeutsamen klinischen Fach­zeitschriften mit hohem Impact Factor bis zu 13 Prozent.

"Unterschiede, wie Frauen ihre Forschungs­leistungen im Vergleich zu Männern präsentieren, könnten zu der anhaltenden Benachteiligung von Wissenschaft­lerinnen beitragen", bilanziert Lerchenmüller. "Eine theoretische Erklärung wäre, dass Männer möglicherweise ihre Forschung stärker 'verkaufen', weil die Gesellschaft bei ihnen ein solches Verhalten eher akzeptiert. Wir wollten einen potentiellen Geschlechter­unterschied aber quantifizieren.

Marc Lerchenmüller et al., Gender differences in how scientists present the importance of their research: observational study, in:  BMJ 2019; 367 doi: doi.org/10.1136/bmj.l6573 (Published 16 December 2019)

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