Marketing-Tipps für die Existenzgründung und das Arbeitsklima
Nadja Alin Jung, geschäftsführende Inhaberin der der Frankfurter Agentur m2c und spezialisiert auf Marketing für Zahnärzte, erzählte aus ihrer Praxis: „Eine Zahnarztpraxis hatte zum Beispiel schon auf dem Bauzaun ein großes Plakat installiert, auf dem nach neuen Mitarbeitern gesucht wurde.“
Warum TV-Werbung kaum Sinn macht
Erst wird gebaut, dann eingerichtet und schließlich machen sich die Zahnärztinnen und Zahnärzte im Idealfall Gedanken darum, wie sie einen Patientenstamm aufbauen oder erweitern können – und dieser auch darüber hinaus sinnvoll informiert werden kann. „Die Zielgruppe befindet sich im Umfeld, daher ist regionale Werbung wichtiger als TV-Werbung. Ein Spot vor der ‚Tagesschau‘ bringt immens viele Zuschauer, aber der Outcome ist nicht so groß, dass sich das lohnen würde.“
Wichtig, aber gelegentlich vergessen, ist die Prüfung, ob der geplante Praxisname schon vergeben ist. Übersieht man das, droht Ärger jenes Kollegen, dessen Praxis den Namen schon trägt. „Es ist immer gut, die Kammern zu fragen, ob die Marke schon vergeben ist“, erklärt Jung, „die Rechtsabteilungen der Landeszahnärztekammern beraten unserer Erfahrung nach immer gut, sie sind beste Adressen, um sich rechtliche Hilfe zu holen.“
Marketing – muss das sein?
Viele Zahnärzte sind der Ansicht, dass es ausreichen sollte, wenn sie da sind und helfen wollen, sie fühlen sich mit der Aussicht, Marketing betreiben zu müssen, überfordert. „Der Arzt ist da, um den Patienten zu behandeln, aber der Patient muss erst einmal wissen, dass er da ist und welche Leistungen er anbietet – und dafür ist Marketing da“, erläuterte die Expertin im Live-Webinar.
Online oder offline?
Grundsätzlich ist zu klären, ob man online, offline oder beide Kanäle wählen möchte. „Online ist die Webseite, ein Google-Businessprofil, die Nutzung der Social Media Kanäle und der Empfehlungsplattformen“, sagt Jung, „offline ist zum Beispiel klassische Pressearbeit, Außenwerbung und klassische Printwerbung."
Ob man beides braucht, hänge davon ab, wo sich die Praxis befindet. Jung: "In Ballungszentren setzen wir sehr stark auf die digitalen Kanäle, denn das bringt ein großes Grundrauschen und sorgt für das Brot- und Buttergeschäft. In einer ländlichen Praxis können die Anforderungen ganz andere sein, da kann eine kleine Website ausreichen, um die Patienten zu informieren.“ Jung empfiehlt zusätzlich dann ein Engagement bei einem Verein, vielleicht Sponsoring und Anzeigen im Amtsblättchen.
Wichtig sei die Weiterführung der Marketing-Aktivitäten auch nach der Gründungs- und Eröffnungsphase, die Auswertung der Aktivitäten kann durch Fragen im Anamnesebogen erfolgen. Wenn man weiß, durch welche Werbeaktivität der neue Patient in die Praxis gekommen ist, kann man daraus Schlüsse ziehen, wie man zusätzlich weitere Patienten gewinnen kann. Erfolgreich sei hierbei auch die persönliche Frage, wie der Patient denn ausgerechnet auf seine Praxis kam.
Tipps für die Personalführung
Die neue Praxis ist erfolgreich gestartet, die Patienten sind zufrieden und kommen öfters als einmal – und wie sieht es beim Personal aus? Jonas Kock, Geschäftsführer, Kock + Voeste, Existenzsicherung für die Heilberufe aus Berlin, war der Experte der apoBank für dieses Thema.
Bei Praxisübernahmen hat er erfahren: „Das Personal kann eine Blackbox sein. Es gibt zwei Ebenen des Starts: Zum einen kann man mit allen Mitarbeitern ins Gespräch gehen und schauen, ob man sie für seine Strategie gewinnen kann. Oder man macht Einzelgespräche – oder beides. In den Einzelgesprächen sollte man fragen, welche Unterstützung der Mitarbeiter ist, wo liegen seine Stärken und welche Erwartungshaltungen gibt es in beide Richtungen?“
Bei Konflikten zwischen Kollegen rät er, als Vorgesetzter folgendermaßen vorzugehen: Klären, wie verhärtet die Fronten sind. Wenn die Situation dermaßen verfahren ist, dass man Hilfe von außen braucht, sollte der Chef oder die Chefin sich in Einzelgesprächen neutral anhören, was aus Sicht der Mitarbeiter das Problem ist. Danach folgt ein gemeinsames Gespräch und auch die Frage an beide Beteiligte, wie sie sich eine Lösung vorstellen könnten. „Man sollte dabei wertschätzend miteinander umgehen und Emotionen möglichst herauslassen“, so Kock.