Fachberufe reagieren auf den Corona-Expertenrat

„Medizinische Fachangestellte dürfen keine Lückenbüßer sein”

pr
Der Verband medizinischer Fachberufe (VMF) äußert Zustimmung zur Stellungnahme des Corona-Expertenrats, betont aber: Medizinische Fachangestellte (MFA) könnten nicht die Lücken bei der Pflege füllen.

Viele Übereinstimmungen, aber auch Differenzen sieht der der Verband der medizinischen Fachberufe (VmF) bei der Einschätzung der neuen Stellungnahme des Corona-Expertenrats der Bundesregierung. In seiner Empfehlung hatte das Gremium unter anderem dringend eine Reform des Gesundheitswesens angemahnt – mit dem Ziel, die „übermäßige Arbeitsbelastung der verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen” zu reduzieren und „deren Vergütung adäquat” anzupassen.

Die von den Corona-Experten formulierte Aussage, „ohne eine sichtbare Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs und anderer Gesundheitsberufe kann absehbar von einer nachhaltigen Versorgungskrise im Gesundheitssystem ausgegangen werden”, treffe auf die volle Zustimmung der Fachberufe, betonte der VmF in einer Meldung. Er bezog sich dabei auf eine Resolution des Verbandes, die jetzt aktuell in ihrer Endfassung vorliegt.

Eine Forderung ist, die Rolle von MFa und ZFA zu stärken

„Der Engpass in den von uns vertretenen Berufen ist dramatisch”, erklärte dazu die VmF-Präsidentin Hannelore König. „Vielerorts ist der Arbeitsmarkt leergefegt. Ärztliche Praxen müssen ihre Leistungen einschränken. Zahnärztliche Praxen suchen händeringend nach Personal. Wir sehen als wichtigste Gründe dafür die völlig unzureichende Gehaltssituation, die enorme Stressbelastung im Arbeitsalltag und die fehlende Wertschätzung. Diese Situation hat sich seit Beginn der Pandemie potenziert.”

König erinnerte daran, dass die Teams der ärztlichen Praxen mehr als 90 Prozent der COVID-19-Patientinnen und Patienten versorgt hätten. Sie listete dringend notwendige Maßnahmen auf. Diese betreffen in erster Linie die Anpassung der Gehälter, aber auch die Reduzierung der Stressbelastung. Daneben gelte es, die Rolle von Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten (MFA und ZFA) in der Patientenversorgung und in der Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen zu stärken. Außerdem müssten die Kompetenzen von MFA sowie ZFA auch im berufsrechtlichen und bildungspolitischen Rahmen anerkannt und die Aus- und Fortbildung aller vom Verband vertretenen Berufe verbessert werden, forderte sie.

Gesundheitsberufe sollen nicht in Konkurrenz zueinander treten

Das heißt laut König aber gleichzeitig: MFA können nicht die Lücken in der Pflege in den Kinder- und Jugendkliniken füllen. In diesem Punkt widerspricht der VmF dem Expertenrat entschieden. König: „Gesundheitsberufe sollten nicht in Konkurrenz zueinander treten, sondern ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Kenntnisse gegenseitig anerkennen und zum Wohle der Patientinnen und Patienten einsetzen. Es ist Sache der Politik, dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Neue Berufsbilder wie die der Impfnurse mit neuen Schnittstellen helfen nur bedingt.”

Bundesrat verabschiedet Pflegebonus

Nach dem Bundestag hat am 10. Juni 2022 auch der Bundesrat das Pflegebonusgesetz gebilligt. Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen erhalten einen einmaligen Corona-Pflegebonus. Damit sollen die besonderen Belastungen in der Corona-Zeit honoriert werden. Die nach Qualifikation, Arbeitszeit und Nähe zur Versorgung gestaffelte Prämie kann bis zu 550 Euro betragen und ist steuer- sowie abgabenfrei. Den höchsten Bonus erhalten Personen, die Vollzeit in der unmittelbaren Patientenversorgung tätig sind. Ein Bonus für MFA und ZFA bleibt in dem Gesetz außen vor.

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