Mehrheit der Deutschen sieht sich in der Stressfalle
Aktuell fühlt sich die große Mehrheit der Befragten (82 Prozent) zumindest gelegentlich großen Anspannungen und Belastungen ausgesetzt, die Hälfte davon (41 Prozent) steht häufig oder sogar sehr häufig unter hohem Druck, meldet die KKH Kaufmännische Krankenkasse.
Danach gibt jeder zweite Befragte (49 Prozent) an, der Stress habe in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen. Unter denjenigen, die sich häufig unter Druck fühlen, haben dies sogar gut drei Viertel (77 Prozent) beobachtet. Dr. Aileen Könitz, Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH, sieht diese Entwicklung mit Sorge: „Dauerstress kann ernste Folgen für die Gesundheit haben, da er häufig ein anhaltendes Gefühl der Überforderung oder gar Hilflosigkeit hinterlässt.“
Das wiederum könne zu chronischer Erschöpfung und in der Folge zu Depressionen und Angststörungen führen oder bestehende psychische Erkrankungen verstärken. Könitz: „Auch körperlich macht sich Dauerstress bemerkbar. Viele merken gar nicht, dass unser System bereits früh Alarm schlägt – mit Schlafproblemen, Bluthochdruck oder häufigen Infekten.“
Macht Stress einsam oder stresst die Einsamkeit?
Die meistgenannten stressbedingten Symptome und Beschwerden reichen laut Umfrage bei den häufig Gestressten von Unruhe, Nervosität und Gereiztheit (83 Prozent) über Müdigkeit und Schlafstörungen bis hin zu dem Gefühl, ausgebrannt zu sein (je 78 Prozent). Für Könitz besonders alarmierend: 43 Prozent der häufig Gestressten berichten von niedergedrückter Stimmung beziehungsweise von Depressionen, wenn sie unter Druck stehen. Fast ebenso viele (40 Prozent) geben an, soziale Kontakte zu vernachlässigen oder sich einsam zu fühlen. 29 Prozent der häufig Gestressten empfinden bei hohem Druck Verzweiflung, und jeder Vierte berichtet von Angstzuständen (25 Prozent).
„Große Belastungen können dazu führen, dass Menschen Kontaktpflege als anstrengend empfinden, sich immer mehr von Freunden und Familie entfernen und soziale Aktivitäten meiden. Doch wer sich so verhält, läuft Gefahr, in eine Stressspirale zu geraten. Denn Einsamkeit kann wiederum chronischen Stress und in der Folge psychische Erkrankungen begünstigen“, erläutert die Expertin.
Der Aufbau und die Pflege sozialer Netzwerke sind also essenziell, um Stress abzubauen, Angstgefühle zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern. Um Einsamkeit vorzubeugen oder zu überwinden, können ehrenamtliches Engagement, die Teilnahme an Sport- oder anderen Gruppen-Kursen sowie die Mitgliedschaft in Vereinen helfen. „Alles, was uns einander näherbringt, wirkt gegen Einsamkeit“, betont Könitz.
Stressoren sind politische Themen – aber auch der Berufsalltag
Doch was empfinden die Deutschen überhaupt als stressig? Ganz oben auf der Liste stehen aktuelle gesellschaftliche und politische Themen wie etwa der Klimawandel: Die Hälfte aller Befragten (50 Prozent) empfindet dies als besonders belastend. Je 39 Prozent fühlen sich durch die wirtschaftliche Situation in Deutschland sowie ihre Ausbildung oder ihren Beruf unter Druck gesetzt. Jeder Vierte (26 Prozent) empfindet finanzielle Sorgen als besonders stressig.
Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat im Auftrag der KKH vom 28. August bis 5. September 2025 deutschlandweit 2.001 Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren telefonisch repräsentativ befragt.