"Nicht mehr verstehbar"
Für Knieps kommt deswegen nur ein komplett neues Honorarsystem in Frage. "Man muss sich ja nur mal die entsprechenden Paragrafen im Sozialgesetzbuch anschauen: Als die verabschiedet wurden, habe ich freimütig bekannt, dass ich sie nicht verstehe - und ich war der zuständige Abteilungsleiter.“
Umgestaltung gleicht einem Mammutprojekt
Der Ärztenachrichtendienst (änd) zitiert den ehemaligen Mitarbeiter von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und beruft sich auf ein Interview mit Knieps auf "tagesschau.de“. Darin hatte Knieps verlangt, das Gesundheitssystem komplett neu zu gestalten. Knieps: "Es ist aber unrealistisch, das noch in dieser Legislaturperiode zu fordern. Das ist ein Mammutprojekt. Aber nach der Wahl wird man es anpacken müssen.“
Seriös kann man die Wirkungen mehr kalkulieren Das Problem sei, dass das gesamte Gesundheitssystem historisch gewachsen sei. "Es wurde immer daran angeknüpft, was früher war, anstatt mal einen Schnitt zu machen und zu sagen: 'Wir bewerten jetzt alles neu.' Es wurde so viel daran nachgebessert, dass man heute die Wirkungen, die irgendeine Anpassung haben soll, überhaupt nicht mehr seriös kalkulieren kann.“
Kompletter Reset ist nötig
Knieps hält das System für nicht mehr reformierbar. "Es ist so kompliziert und so ineinander verschachtelt, dass es keiner durchschaut und auch keiner mehr darauf aufbauen kann“, sagte er. Daher man müsse sich ein komplett neues Honorarsystem überlegen und das alte System schrittweise in das neue überführen.
In einem Autorenbeitrag für die "Ärzte-Zeitung" untermauert Knieps seine fundamentale Systemkritk. Der Gesetzgeber habe in den vergangenen 15 Jahren vielfältige Möglichkeiten wie etwa die hausarztzentrierte Versorgung oder die strukturierten Behandlungsprogramme für chronisch Kranke geschaffen, um Trennendes zu überwinden, so Knieps.
Verharren im Status Quo sichert erkleckliches Auskommen
"Von diesen Möglichkeiten wurde jedoch nicht in dem erwünschten Maß Gebrauch gemacht. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Das Verharren im Status Quo sichert den meisten Beteiligten auskömmliche Einnahmen", schreibt er.