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Organspende-Affäre weitet sich auf München aus

mg/dpa
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Noch am Wochenende war nur von "versehentlich" falsch angekreuzten Fragebögen die Rede. Nun erhärtet sich der Verdacht, dass auch in München bei Organverpflanzungen manipuliert worden ist.

Der Skandal um Manipulationen bei der Vergabe von Spenderorganen weitet sich aus. Das Münchner Klinikum Rechts der Isar hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. "Wir müssen davon ausgehen, dass in einem Fall manipulierte Laborwerte zu einer Transplantation geführt haben könnten", teilte der Ärztliche Direktor Reiner Gradinger am Dienstag mit.

"Wir müssen prüfen, wie wir für die Zukunft ausschließen können, dass Fehler und Täuschungsversuche vorkommen."  Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor berichtet, einem Patienten auf der Organ-Warteliste sei eine Blutprobe mit schlechten Gerinnungswerten zugeordnet worden, die nachweislich nicht von ihm stammte. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft kündigte eine genaue Prüfung an.

Deutsche Hospiz Stiftung: Nicht sinnvoll, dass Ermittler vor Landesgrenzen haltmachen

Schon seit längerem wird gegen einen Oberarzt ermittelt, der in Regensburg und Göttingen Krankenakten gefälscht haben soll, damit seine Patienten schneller eine neue Leber erhielten.  Die Münchner Uniklinik hatte am vergangenen Donnerstag zunächst nur Auffälligkeiten in einzelnen Fällen eingeräumt, den Vorwurf absichtlicher Manipulation aber zurückgewiesen. Am Montag informierte die Klinik das Ministerium darüber, "dass sich bei der weiteren internen Prüfung der festgestellten Auffälligkeiten bei Transplantationen Anhaltspunkte ergeben haben, dass im Einzelfall eine Manipulation nicht ausgeschlossen werden kann". Das machte das Ministerium am Montagabend umgehend öffentlich.

Insgesamt werden weiterhin bei neun Lebertransplantationen Auffälligkeiten untersucht.  Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) will die Vorfälle restlos aufgeklärt wissen. "Wir wollen die absolute Aufklärung", betonte ein Sprecher des Ministers  in München.  Die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung kritisierte, dass im Transplantationssystem scheibchenweise neue Vorwürfe ans Licht kämen. "Schon jetzt wird deutlich, dass stichprobenartige Überprüfungen nicht ausreichen", heißt es in einer Stellungnahme. "Eine zentrale Ermittlungsbehörde muss endlich die Aufarbeitung übernehmen." Es sei nicht sinnvoll, dass die Ermittler an Ländergrenzen haltmachten.

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