"PKV stärkt Landärzte"
Anlass zu dem Gespräch war die Veröffentlichung des neuen PKV-Regionalatlasses Rheinland-Pfalz, aus dem hervorgeht, dass die Private Krankenversicherung insbesondere auch in ländlichen Regionen überproportional zum Fortbestand der Arztpraxen beitrage.
Das duale System - ein Erfolgsfaktor gerade in Pandemie-Zeiten
Das ambulante duale medizinische Versorgungssystem in Deutschland erweise sich gerade in der Corona-Pandemie als Erfolgsfaktor – auch im internationalen Vergleich, hieß es einhellig auf der Veranstaltung. Einigkeit bestand auch in einem weiteren Punkt: Die neue ärztliche Gebührenordnung (GOÄ) müsse nun dringend auf den Weg gebracht werden.
Dr. Volker Wissing MdL, FDP-Generalsekretär, unterstrich die Bedeutung der Privaten Krankenversicherung für die Versorgung im ländlichen Raum. Gerade vor dem Hintergrund der Diskussion um die Bürgerversicherung sei es wichtig, diese Diskussion zu führen und die Vorteile des dualen Systems hervorzuheben, erklärte er.
Eine Bürgerversicherung, wie sie von den Grünen und der SPD favorisiert werde, würde die medizinische Versorgung auf dem Land massiv schwächen und sei kontraproduktiv, sagte Wissing mit Blick auf die kommenden Wahlen auch in Rheinland-Pfalz.
Privatpatienten stärken die Infrastruktur in der Fläche
Den Argumenten Wissings schloss sich der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, an. Eine gut funktionierende haus- und fachärztliche Versorgung sei ein wesentlicher Faktor, um die Corona-Krise gut zu verkraften. Durch Privatpatienten in den Arztpraxen auf dem Land werde die Infrastruktur in der Fläche gestärkt. Die Strukturen von gesetzlicher und privater Krankenversicherung mit einem „gesunden Wettbewerb“ untereinander würden reibungslos funktionieren, grundsätzlich sollte man sich dazu bekennen, forderte er.
Landarztmangel geht nicht auf fehlende Privatversicherte zurück
PKV-DirektorDr. Florian Reuther betonte, dass sich die geringere Zahl an Ärzten auf dem Land nicht auf fehlende Privatversicherte zurückführen lasse. Wichtig sei, den Ärzten längerfristig auf dem Land eine gute wirtschaftliche Zukunft anzubieten und der Landflucht von jungen Menschen in die Städte Einhalt zu gebieten. Ein Vorteil des Landlebens sei zum Beispiel das geringere Kostenniveau – etwa beim Wohnraum oder beim Lohnniveau für Praxispersonal.
Ausschlaggegend, wo sich die Ärzte niederlassen, seien Kriterien wie das urbane Arbeitsumfeld für ihre Partner, Schulen für ihre Kinder, das Kulturangebot oder die bessere Infrastruktur, hieß es dazu später auch in der Diskussionsrunde der Teilnehmenden.
Wie steht es eigentlich mit dem Reformprozess für eine neue GOÄ? Im Rahmen des Fachgesprächs berichteten Ärztepräsident Dr. Klaus Reinhardt und PKV-Verbandsdirektor Dr. Florian Reuther zum aktuellen Stand der Entwicklung. Trotz Corona seien hier die Arbeiten kontinuierlich weitergegangen. Wenn die Politik ein Startsignal gebe, sei man in wenigen Wochen „lieferfähig“, um einen fertigen Entwurf für die Novelle vorzulegen, so der Tenor der beiden Experten.
Beide Verbände zeigten sich zuversichtlich, dass der zwischen ihnen konsentierte Entwurf noch vor der Bundestagswahl fertig werde. Die hochkomplexe Beschreibung von Einzelleistungen sei inzwischen abgeschlossen. Seit November 2019 liege das Leistungsverzeichnis vor. Jetzt gehe es darum, die rund 5.500 neuen Legenden zur Leistungsbeschreibung mit Preisen zu versehen. Die klassischen Steigerungsmöglichkeiten werde es nicht mehr geben, wohl aber eine neue Systematik. Ein langwieriger Prozess, bei dem sehr strukturiert vorgegangen werden müsse.
Die Schwierigkeit: Für die Reform der inzwischen stark veralteten GOÄ ist ein Verordnungsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums notwendig, der auch der Zustimmung der Bundesländer im Bundesrat bedarf. Bisher hatten die SPD-geführten Länder mit Blick auf die Bürgerversicherung kein Interesse an dem Thema gezeigt, erklärten Reinhardt und Reuther. Es sei zu hoffen, dass das Thema in der neuen Legislaturperiode von der Politik wieder aufgegriffen werde.
PKV-Regionalatlas Rheinland-Pfalz
Der PKV-Regionalatlas ist bisher für die Regionen Baden-Württemberg, Bayern, Hessen Nordrhein-Westfalen und jetzt neu für Rheinland-Pfalz erstellt worden. Die dort generierten Daten schlüsseln die zusätzlichen Einnahmen der Arztpraxen durch den Anteil der Privatversicherten nach Regionen, Städten und Landkreisen auf. B
undesweit betrage der PKV-Mehrumsatz über 12 Milliarden Euro pro Jahr, auf Rheinland-Pfalz entfallen davon 599 Millionen Euro. Dieses Geld komme vor allem den Ärzten auf dem Land zugute, argumentiert der Verband. Weil Privatpatienten in ländlichen Regionen häufig älter seien und weil in den größeren Städten die Mieten, Gehälter und anderen ärztlichen Kosten höher lägen, sei der Mehrumsatz auf dem Land besonders wertvoll. Damit widerlegen die Regionaldaten laut PKV-Verband die These, dass sich Ärzte angeblich seltener im ländlichen Raum niederlassen, weil es dort weniger Privatversicherte gebe.
Konkrete Zahlen aus dem Regionalatlas Rheinland-Pfalz: Zum Beispiel haben Ärzte im Eifelkreis Bitburg-Prüm Mehrumsätze im Realwert von durchschnittlich 51.274 Euro pro Jahr generiert, in den Praxen des Großraums Mainz sind es „nur“ 40.025 Euro. Dennoch ist die Ärztedichte in den ländlichen Gebieten niedriger als in den Ballungsräumen: Im Kreis Bitburg-Prüm gibt es 118 ambulant tätige Ärzte je 100.000 Einwohner, in der Region Mainz sind es 238. Das zeigt für den PKV-Verband: Die geringere Ärztezahl auf dem Land könne nicht an der Zahl der Privatversicherten liegen. Für die Standortentscheidung von Ärzten seien andere Kriterien maßgebend.