Isolation & Psyche

Quarantäne drückt die Stimmung!

silv
Gesellschaft
The Lancet veröffentlicht eine Studie, in der untersucht wird, wie sich häusliche Quarantäne auf die Psyche auswirken kann. Ergebnis: Die Folgen können langanhaltend und gravierend sein.

Einige Deutsche befinden sich derzeit in Quarantäne und schreitet die Ausbreitung des Coronavirus fort, könnten es noch mehr werden. Während es Menschen gibt, die eine Quarantänezeit beinahe als Urlaub einschätzen, fürchten sich andere vor der vorübergehenden Isolation. Wissenschaftler haben nun in „The Lancet“ eine Studie veröffentlicht, in der sie die negativen Auswirkungen auf die menschliche Psyche untersucht haben.

Das Forscherteam um Dr. Samantha Brooks vom Department of Psychological Medicine am britischen King’s College in London hat 3.166 Artikel zum Thema gesichtet, ausgewertet wurden schließlich 24 Publikationen mit insgesamt 20.000 Probanden.

Verordnete Isolation führt oft zu Wut und Frust

Menschen, die sich einer angeordneten Quarantäne unterziehen müssen, können erhebliche und lang andauernde Folgeschäden erleben. Wer über mehrere Tage oder Woche isoliert leben muss, kann sich frustriert oder gelangweilt fühlen. Dazu kommen Ängste, zum Beispiel, nicht ausreichend mit Lebens- und Arzneimitteln oder Informationen versorgt zu werden. Auch die Sorge, finanzielle Einbußen zu erleiden, macht Menschen unter Quarantäne Angst. Dies kann, so die Lancet-Studie, zu posttraumatischen Stresssymptomen, Verwirrung und Wut führen.

Die Ergebnisse in Kurzform

Die Ergebnisse in Kurzform

 Information ist der Schlüssel: Menschen, die unter Quarantäne stehen, müssen die Situation verstehen.

Eine effektive und schnelle Kommunikation ist unerlässlich.

Es muss dafür gesorgt werden, dass Lebensmittel, Wasser und Medikamente ausreichend zur Vefügung stehen.

Die Quarantänezeit sollte kurz sein, die Dauer sollte nicht geändert werden, es sei denn, es liegen extreme Umstände vor.

Die meisten nachteiligen Auswirkungen ergeben sich aus der Freiheitsbeschränkung; die freiwillige Quarantäne ist mit weniger Ärger und weniger langfristigen Komplikationen verbunden.

Die beauftragten Beamte im Gesundheitswesen sollten das altruistische Moment der Selbstisolierung hervorheben.

Die Wissenschaftler raten deshalb, Quarantänemaßnahmen stets mit Bedacht durchzuführen. Sie gänzlich zu unterlassen wäre keine Lösung, da Experten davon ausgehen, dass die psychischen Effekte, die sich durch die ungehinderte Verbreitung eines Virus ergeben könnten, gravierender sein könnten.

Wer die Maßnahmen versteht, tut sich leichter mit der Situation

Die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler: Aufklärung ist wichtig, denn wer sein Haus oder seine Wohnung nicht verlassen darf, tut sich leichter, wenn er seine Situation versteht und die Maßnahmen nachvollziehen kann. Wer Vorräte im Haus hat, kommt logischerweise besser durch die Quarantäne.

Experten empfehlen zudem, sich als Quarantäne-Patient möglichst sinnvoll zu beschäftigen und via Telefon oder Internet mit Freunden und Kollegen in Kontakt zu bleiben. Auch Indoor-Sport (Gymnastikübungen, Yoga, Heimtrainer) kann helfen, Stress abzubauen.

Samantha K Brooks, PhD, et al., The psychological impact of quarantine and how to reduce it: rapid review of the evidence, in: The Lancet, Volume 395, ISSUE 10227, P912-920, March 14, 2020 Published: February 26, 2020DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30460-8

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