Rheumatologen fordern neue Behandlungsstrategien
Rund ein Viertel der Deutschen leidet an verschiedenen Formen von entzündlichem Rheuma. Mit rund 200 verschiedenen Formen dieser Erkrankung des Immunsystems ist es besonders wichtig, frühzeitig eine genaue Diagnose zu stellen, um sofort eine Substanz erhaltende Therapie einleiten zu können. Die Patienten gehen wegen ihrer unterschiedlichen Beschwerden aber häufig zum niedergelassenen Allgemeinarzt oder Internisten, nicht selten mit einer langen Untersuchungsodyssee.
Zu wenig Fachleute, keine Lehrinhalte
Prof. Dr. Matthias Schneider, Düsseldorf, sagte auf einer Pressekonferenz in Berlin: "Bei nur 600 ausgebildeten Fachärzten für Rheumatologie (Subspezies des Facharztes für Innere Medizin) haben wir viel zu wenig Fachleute. Denn es ist besonders wichtig, diese Erkrankung möglichst innerhalb der ersten drei Monate zu erkennen und frühzeitig zu therapieren. Das ist der Zeitraum, bis erste Gelenkschäden auftreten." Schneider übte auch Kritik an der studentischen Ausbildung. Im Medizinstudium gebe es keinerlei Lehrinhalte zum Fach dieser inzwischen zur Volkskrankheit angewachsenen Autoimmunerkrankung.
Auch forderten die anwesenden Rheumatologen mehr Lehrstühle für diesen Fachbereich sowie die gesetzliche Legitimation, mit Off-Label-Präparaten therapieren zu dürfen. "Es hat sich in vielen Fällen gezeigt, dass Präparate, die aber aufgrund von mangelnden Studienlagen nicht zugelassen werden, sehr wirksam sind", sagte Schneider. Aber diese werden von den Krankenkassen nicht übernommen.
Eine Jahrestherapie beläuft sich je nach Medikament zwischen 5.000 und 20.000 Euro. "Dass aber eine frühzeitige Behinderung oder Arbeitsunfähigkeit teurer ist, wird oft vergessen dabei", erklärte Prof. Dr. Falk Hiepe aus Berlin.