Risiken kennen – Komplikationen managen
„Durch die Zunahme der Anzahl älterer Patienten mit einem reduzierten Restgebiss, aber auch durch Fortschritte bei Diagnostik und Therapie gibt es bei der zahnärztlichen Behandlung nach wie vor großen Bedarf auch bei der prothetischen Versorgung unserer Bevölkerung“, sagte der Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, zur Eröffnung des 26. Zahnärztetages der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und der 68. Jahrestagung der Mecklenburg-Vorpommerschen Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde an den Universitäten Greifswald und Rostock e.V..
„Die zahnärztliche Prothetik hat sich vom zunächst technisch orientierten Gebiet der Zahnersatzkunde zu einem allumfassenden Fach der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit ausgeprägter Anbindung an die Medizin entwickelt. Dabei steht die Strukturerhaltung des gesamten Zahn-, Mund- und Kiefersystems im Mittelpunkt der Therapie“ sagt Prof. Dr. Reiner Biffar von der Universität Greifswald, wissenschaftlicher Leiter der Tagung. Insgesamt 15 Fachvertreter verschiedener zahnmedizinischer Spezialisierungsrichtungen referierten über aktuelle Trends der zahnärztlichen Prothetik.
Fachkräftemangel auch bei den Zahnärzten deutlich
„Auch in den zahnärztlichen Praxen ist der Fachkräftemangel überdeutlich“ stellte Oesterreich angesichts der öffentlichen Diskussion auf Zahnärztetag fest. Besonders wichtig für die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten sei der Erhalt der Berufsschulstandorte im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern. Dabei sei die Landesregierung in der Verantwortung. Es gelte die Attraktivität des Berufsbildes zu verbessern, denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen erfüllen wichtige Aufgaben. „Hochwertige zahnmedizinische Versorgung unserer Patienten ist Teamarbeit“ so Oesterreich weiter.
In diesem Zusammenhang verwies er auch auf das hohe wirtschaftliche Potential der Zahnarztpraxen. In Mecklenburg-Vorpommern stehen rund 7.000 bis 8.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit der Zahneilkunde in Verbindung. Bei der Suche nach Konzepten zur Behebung des Fachkräftemangels und für die Entwicklung der Gesundheitswirtschaft sei die Landesregierung aufgefordert, die Zahnmediziner aktiv einzubeziehen.
Neue Herausforderungen in der Prothetik
Die älter werdenden Patienten in den Zahnarztpraxen stellen heute gerade auch bei der prothetischen Therapie die Behandler vor komplexe Aufgaben. „Neue Erkenntnisse erfordern die ständige Fortbildung des Zahnarztes, aber auch die ausführliche Aufklärung und Einbindung des Patienten bei der Entscheidung um die Versorgung mit kompliziertem Zahnersatz“, sagte Oesterreich. Die zahnärztliche Patientenberatungsstelle bei der Zahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, die in Mecklenburg-Vorpommern seit 1995 besteht, unterstütze diese Aufklärung. Im Zeitraum vom 2012 bis 2016 wurden 2.500 Beratungen durchgeführt. Zumeist werden Fragen zum Zahnersatz, zu Implantatversorgungen, zu zahnärztlichen Liquidationen und zu Füllungswerkstoffen beantwortet.
Trotzdem kann es unerwünschte Ereignisse bei der Behandlung geben. Die Zahnärzteschaft hat darüber hinaus ein Fehlerberichtssystem mit dem Namen „CIRS dent“ implementiert. „Mit diesem Berichtssystem kann jeder von uns aus den Fehlern oder kritischen Ereignissen in anderen zahnärztlichen Praxen lernen, um sie selbst zu vermeiden“, betonte Oesterreich. Dies mache deutlich, dass es dem Berufsstand ständig um die Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung geht.