Schon ein Energydrink im Monat erhöht das Risiko für Schlafstörungen
Die Forschenden verwendeten Daten aus der 2022 durchgeführten SHOT-Studie (Students’ Health and Well-being Study), einer großen landesweiten Umfrage unter Studenten, die in Norwegen an Hochschulen eingeschrieben sind. Seit 2010 wurden vier Umfragen abgeschlossen. Die Studienausgabe 2022 ist eine Umfrage zu mehreren Bereichen der psychischen Gesundheit und Lebensstilfaktoren, die zwischen dem 8. Februar und dem 19. April 2022 abgefragt wurden.
Zur Teilnahme eingeladen waren alle norwegischen Vollzeitstudierenden an Hochschulen und Universitäten im Alter von 18 bis 35 Jahren (n=169.572). Von ihnen füllten 59.544 Studierende den Online-Fragebogen aus, was einer Rücklaufquote von 35,1 Prozent entspricht. Gültige Angaben auf alle Variablen zum Konsum von Energydrinks (ED) und Schlafqualität machten 53.226 Personen.
Im Rahmen eines größeren Fragebogens zu Nahrungsmitteln und Getränken wurden die Teilnehmenden gefragt: „Wie oft trinken Sie normalerweise Energy-Drinks (Red Bull, Battery, Monster, Burn oder ähnliches)?“ Ergebnis:
„nie“: 39,6 Prozent (Männer) / 49,6 Prozent (Frauen)
„ein- bis dreimal pro Monat“: 20,2 Prozent (Männer) / 19,2 Prozent (Frauen)
„einmal pro Woche“: 12,5 Prozent (Männer) / 10,5 Prozent (Frauen)
„zwei- bis dreimal pro Woche“: 15,1 Prozent (Männer) / 11,9 Prozent (Frauen)
„vier- bis sechsmal pro Woche“: 7,8 Prozent (Männer) / 5,5 Prozent (Frauen)
„täglich“: 4,7 Prozent der Männer / 3,3 Prozent der Frauen
Die von den Teilnehmern selbst gemeldeten Parameter zur Berechnung der Schlafqualität waren:
die Zeit im Bett (TIB, Differenz zwischen Schlafenszeit und Aufstehzeit)
die Einschlaflatenz (SOL, definiert als die Zeitspanne, die benötigt wird, um vom vollständigen Wachzustand in den Schlaf überzugehen)
das Aufwachen nach dem Einschlafen (WASO, definiert als die Zeit, die eine Person nach dem Einschlafen wach verbringt)
Die Schlafdauer wurde als TIB minus SOL und WASO definiert und die Schlafeffizienz wurde als Schlafdauer dividiert durch TIB multipliziert mit 100 (angegeben als Prozentsatz) berechnet. Für die Studie ausgewertet wurden nur die Schlafvariablen an Wochentagen. Alle Teilnehmenden gaben auch die durchschnittliche Anzahl der Nächte pro Woche an, in denen sie Schwierigkeiten beim Einschlafen (DIS), Schwierigkeiten beim Durchschlafen (DMS) und frühmorgendliches Erwachen (EMA) sowie Schläfrigkeit und Müdigkeit am Tag hatten. Wer unter Schlafproblemen litt, wurde gefragt, wie lange die Probleme schon bestanden.
Die folgenden drei Kriterien wurden als Operationalisierung für Schlaflosigkeitsstörungen in Übereinstimmung mit den Kriterien des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition (DSM-5) verwendet:
das Vorliegen von entweder DIS, DMS oder EMA für mindestens drei Nächte pro Woche
das Vorhandensein von Schläfrigkeit und Müdigkeit am Tag an mindestens drei Tagen pro Woche und
die Dauer der Schlafprobleme für mindestens drei Monate.
Verschlafen wurde mit einer Frage („Wie oft verschlafen Sie?“) gemessen und auf einer 5-Punkte-Skala („nie“, „manchmal pro Jahr“, „manchmal pro Monat“, „manchmal pro Woche“ und „jeden Tag“). Studierende, die „manchmal pro Woche“ oder „jeden Tag“ antworteten, wurden als häufig verschlafen eingestuft.
Ergebnisse: Für beide Geschlechter gab es eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen ED-Konsum und vermindertem Schlaf. Beispielsweise schliefen sowohl Männer als auch Frauen, die täglich ED einnahmen, etwa 30 Minuten weniger (7:06 beziehungsweise 7:10 Stunden), verglichen mit denen, die selten oder nie ED einnahmen (beide Geschlechter: 7:39 Stunden). Ähnliche Zusammenhänge wurden auch für Aufwachen nach dem Einschlafen (WASO) und Einschlaflatenz (SOL) beobachtet: Ein zunehmender Konsum von ED war mit einem entsprechenden Anstieg sowohl der nächtlichen Wachzeit als auch der Einschlafzeit verbunden. Darüber hinaus betrug die Prävalenz von Schlaflosigkeit 51 Prozent bei den Frauen, die täglich ED konsumierten, verglichen mit 33 Prozent bei den Frauen, die selten oder nie ED konsumierten. Ein ähnliches abgestuftes Muster wurde bei Männern beobachtet (37 Prozent beziehungsweise 22 Prozent).
Ein höherer ED-Konsum war bei allen Schlafparametern mit einem erhöhten Risiko für Schlafprobleme verbunden. Die stärksten Zusammenhänge wurden für beide Geschlechter zwischen ED-Konsum und kurzer Schlafdauer beobachtet. Im Vergleich zu Männern, die nie oder selten ED konsumierten, war das Risiko, dass sie weniger als sechs Stunden schliefen, bei Männern, die täglich ED konsumierten, mehr als doppelt so hoch, das relative Risiko (RR) betrug 2,07 (Konfidenzintervall 95 Prozent, Spreizung 1,77 bis 2,42), und ein ähnliches Muster wurde bei Frauen beobachtet (RR=1,87, Spreizung 1,64 bis 2,14).
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der aktuellen Studie nach Ansicht der Autoren, dass ein starker Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des ED-Konsums und verschiedenen Schlafparametern besteht. „Die Identifizierung veränderbarer Risikofaktoren für Schlafprobleme bei Studierenden ist von entscheidender Bedeutung“, schreiben sie, „und unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Häufigkeit des ED-Konsums ein mögliches Ziel für Interventionen sein könnte.“
Kaldenbach S, Hysing M, Strand TA, et al. Energy drink consumption and sleep parameters in college and university students: a national cross-sectional study. BMJ Open 2024;14:e072951. doi:10.1136/ bmjopen-2023-072951