Schweiz: Warum jeder 3. Zahnmedizinstudent wechselt
Die Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) hat in einer Langzeituntersuchung analysiert, wie viele Frauen und Männer ihr Studium abbrechen oder das Fach wechseln. Dafür wurden Daten von 50.000 Bachelor-Studenten ausgewertet. Das Ergebnis für die Zahnmedizin ist ernüchternd: Das Fach steht mit fast 30 Prozent an der Spitze der Wechsler. Der Grund: Das Studium bietet ein Hintertürchen, um den Numerus clausus für die Humanmedizin zu umgehen.
Eine Aufnahmeprüfung müssen Zahnmedizinstudenten zwar auch absolvieren, aber die Anforderungen sind nicht so hoch wie die der Humanmedizin. Wenn Studenten der Humanmedizin beispielsweise Prüfungen nicht bestehen und deshalb aufhören, dürfen Zahnmediziner diese Plätze einnehmen. So kommen sie doch noch zu ihrem ursprünglich angepeilten Studium.
Ganz so einfach funktioniert der Wechsel aber doch nicht
Es ist jedoch ein Mythos, dass dieser Wechsel unkompliziert verläuft, erklärte Dominic Schmid, Präsident des Verbands der Schweizer Medizinstudierenden, im zm-Gespräch. Jeder der Humanmedizin studieren will, müsse im Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) die Mindestpunktzahl für die Humanmedizin erreichen. Dies gelte auch für Zahnmedizinstudierende, die in die Humanmedizin wechseln. Konsequenterweise müssen diese Wechselwilligen den EMS abermals machen, um die erforderliche Punktzahl zu erreichen.
Wird der EMS am Ende des zweiten Studienjahrs geschrieben, fällt er Schmid zufolge meist sehr zeitnah mit den Semesterprüfungen zusammen. Die entsprechende Vorbereitung müsse deshalb sehr genau geplant werden. Zu alledem sei zu bedenken, dass ein Wechsel in jedem Fall nur möglich ist, wenn es an der gewählten Universität freie Studienplätze in Humanmedizin gibt. Dies sei in keinem Fall garantiert.
"Was den Studienfachwechslern zugute kommt, ist einzig und allein, dass sie kein Jahr verlieren und keinen neuen Stoff aufarbeiten müssen, wenn der Wechsel nach dem zweiten Studienjahr erfolgt", sagte Schmid.
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###more### ###title### So driften Zahnmedizinstudenten ab ###title### ###more###
So driften Zahnmedizinstudenten ab
In den ersten zwei Jahren des Zahnmedizinstudiums lernen die Studierenden die physiologischen Grundlagen des gesamten Körpers kennen. Wie Schmid ausführt, nehmen Zahnmedizinstudierende genauso wie Humanmedizinstudierende am Sezierkurs und an den Biochemie-Laborpraktika teil. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass bei einigen Zahmedizinstudierenden das Interesse an anderen Organsystemen geweckt wird. Dieser Interessenwechsel sei innerhalb der Medizin sehr häufig und zeige sich auch bei den Humanmedizinern, deren Interessen bezüglich Facharzttiteln sich ja ebenfalls im Verlaufe des Studiums ändern können.
Die Verteilung der praktischen Arbeiten im Zahnmedizinstudium sei Schmid zufolge ein Grund, warum Studierende abbrechen. Während Zahnmediziner im dritten, vierten und fünften Studienjahr sehr viel praktisch arbeiten, fehle dieser Aspekt in den ersten zwei Jahren praktisch vollkommen. Ihr gewähltes Fachgebiet werde nur am Rande behandelt. "Eventuell werden diese zwei Jahre einigen Studierenden schon zuviel, und sie brechen ihr Studium ab", sagt Schmid.
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###more### ###title### Weniger Wechselwillige in Deutschland ###title### ###more###
Weniger Wechselwillige in Deutschland
Neben der Zahn- und Humanmedizin sind auch die Geistes- und Sozialwissenschaften wie auch die Naturwissenschaften mit jeweils knapp 25 Prozent oft vom Bäumchen-wechsel-dich betroffen. Ausgesprochen treu sind dagegen Studierende der Theologie und den Agrar- und Forstwissenschaften: Erstere wechseln beispielsweise nur zu zehn Prozent. Auch aus den technischen Wissenschaften sowie aus der Veterinärmedizin, aus Recht und den Sozialwissenschaften wird unterdurchschnittlich oft geswitcht.
Im Vergleich zur Schweiz sind die Fachwechselquoten in Deutschland geringer: Laut dem Statistischen Jahrbuch 2014/2015 der Bundeszahnärztekammer wechselten 2006 etwa 10 Prozent der Zahn- und Veterinärmedizinstudenten in einen anderen Fachbereich und nur drei Prozent brachen das Studium ab. 2008 waren für 27 Prozent der Medizinstudenten Leistungsprobleme ein Grund das Studium hinzuschmeißen,17 Prozent der Medizinstudenten versagten bei den Prüfungen und für 16 Prozent war mangelnde Motivation ein Grund, das Studium abzubrechen.



