So verändert sich der Berufsstand in den USA
In einem aktuellen Webinar „The changing Dentist Workforce” widmet sich die ADA dem Wandel in der US-Zahnärzteschaft. Besonders auffällig: Der Anteil der niedergelassenen Zahnärzte in eigener Praxis ist im Laufe der Jahre zurückgegangen, von 84,7 Prozent im Jahr 2005 auf 73,0 Prozent im Jahr 2021.
Der Trend ist vor allem beim beruflichen Nachwuchs zu beobachten. Waren 2005 noch 25,4 Prozent aller Zahnärzte unter 30 Jahren in eigener Praxis niedergelassen, sank der Wert bis 2021 auf 9,5 Prozent. Ganz ähnlich ist die Entwicklung bei den 30- bis 34-Jährigen – hier sank der Wert von 55 auf 34,2 Prozent und etwas weniger stark auch bei den 35- bis 44-Jährigen. Hier waren es 2021 nur noch 73 (2005: 85,9) Prozent.
Behandelt wird zunehmend außerhalb von Praxen
Ein Grund: dem jüngst erschienenen Bericht „Oral Health in America” der National Institutes of Health zufolge werden Amerikaner zunehmend dort behandelt, wo sie leben, arbeiten und lernen – also in Bildungseinrichtungen, kommunalen Gesundheitszentren, staatlichen Kliniken, zahnmedizinischen Schulen, Langzeitpflegeheimen und mobilen Praxen. Ziel ist, den Zugang zur Versorgung zu erweitern, die Behandlungserfolge zu steigern und zugleich die Kosten zu senken. (Mehr dazu lesen Sie ab 1. April in der zm 7/2022)
Ein weiterer Trend in den USA: Die Zahl der arbeitenden Zahnärztinnen und Zahnärzte in Einzelpraxen sinkt seit 2001 kontinuierlich. Erreichte der Wert vor 21 Jahren mit 66,5 Prozent noch einen Höchststand, schrumpfte der Anteil der in Einzelpraxen tätigen Behandler bis 2021 um mehr als 20 Punkte auf 46,2 Prozent.
Wie die nach Geschlechtern getrennte Auswertung der ADA zeigt, arbeiten US-Zahnärztinnen grundsätzlich seltener in Einzelpraxen als ihre männlichen Kollegen – gleichzeitig ist die Entwicklung hin zu anderen Berufsausübungsmodellen weniger stark.
Wie das Gesundheitsinstitut der ADA (Health Policy Institute, HPI) weiter ausweist, ist die Anzahl der praktizierenden Zahnärztinnen und Zahnärzte in Relation zur US-Bevölkerung in den vergangenen Jahren stabil geblieben. Auffällig sei, dass pandemiebedingt eine höhere Zahl von Zahnärztinnen und Zahnärzten im Alter über 55 Jahre aus der Versorgung ausgeschieden sind als in den Vorjahren (2021: 6.641, 2020: 5.228, 2019: 5.254).
Ungeachtet dieses Einmaleffekts geht das HPI bis 2025 von einer weiter stabilen Zahnarztdichte aus. Perspektivisch geht das Institut sogar von einem kontinuierlichen Zuwachs aus.
In der Rückschau beobachtet das HPI eine Verjüngung der US-Zahnärzteschaft. So sank das Durchschnittsalter von 2014 (50,0 Jahre) auf 49,0 Jahre und erreichte damit den Wert von 2009. Nach der Jahrtausendwende war der Wert ausgehend von 47,6 Jahren bis 2014 kontinuierlich gestiegen.
Schon heute absehbar ist außerdem der Trend, dass es immer mehr Zahnärztinnen in den USA geben wird: Aktuell liegt ihr Anteil bei 34,5 Prozent, das HPI erwartet jedoch, dass etwa 2040 Geschlechterparität erreicht sein wird. Heute sind bereits 51 Prozent der Absolventen Frauen.
Auffällig ist laut HPI auch, dass die US-Zahnärzteschaft in den vergangenen 20 Jahren diverser geworden ist. So stieg der Anteil asiatisch-stämmige Amerikaner und Hispanics in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich. Erstere sind Stand heute überproportional stark vertreten: An der US-Bevölkerung machen die asiatisch-stämmige Amerikaner nur 5,9 Prozent aus, stellen mittlerweile aber 18,5 Prozent der Zahnärzteschaft. Mit 69,1 Prozent sind weiße Amerikaner in der Zahnärzteschaft aktuell ebenfalls weiterhin überrepräsentiert. Sie machen 57,8 Prozent der US-Bevölkerung aus.
Prognose des HPI ist, dass sich die beobachteten Veränderungen hin zu einer jüngeren, diverseren und weiblicheren Zahnärzteschaft in Zukunft noch weiter beschleunigen werden.