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"Softwaregestütztes Ersteinschätzungsverfahren" soll Patienten ab 1. Januar 2020 zur Verfügung stehen

nb/pm
Unter der Rufnummer 116117 bieten die KVen eine telefonische Ersteinschätzung der Beschwerden an und vermitteln eine der Dringlichkeit angemessene ärztliche Versorgung - eine Software soll künftig dabei helfen.

Mit dem softwaregestützten medizinischen Ersteinschätzungsverfahren - kurz SmED (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) - sollen Patienten künftig von qualifiziertem Personal durch strukturierte Fragen in die richtige Versorgungsebene zur weiteren Abklärung ihrer Beschwerden gelenkt werden.

„Wir haben konkrete Maßnahmen und Instrumente, um die Versorgung im Akutfall zielgerichtet und passgenau sicherzustellen. SmED ist dabei ein zentraler Baustein im Programm der Kassenärztlichen Vereinigungen. Das evidenzbasierte Verfahren ermöglicht eine sichere Empfehlung, wer tatsächlich die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen muss. Zudem verfolgen wir das Prinzip des gemeinsamen Tresens von Portalpraxen und Notfallambulanzen der Kliniken. Dies hat auch der Sachverständigenrat in seinem letzten Gutachten dringend empfohlen“, sagte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) heute in Berlin bei einem Pressegespräch zur Vorstellung von SmED.

Die Software liefert keine Diagnose, sondern eine Einschätzung der Dringlichkeit

Grundlage von SmED ist ein in der Schweiz erprobtes Ersteinschätzungsverfahren, das für die Anwendung in Deutschland adaptiert wurde. Abgefragt werden Patientendaten wie Geschlecht und Alter, chronische Krankheiten, Vorerkrankungen und Medikation, Leitsymptome und Begleitbeschwerden. Die Software unterstützt die strukturierte Abfrage, die durch geschulte Fachkräfte durchgeführt wird. Das Ergebnis ist nicht eine Diagnose, sondern eine Einschätzung der Dringlichkeit.

„Das zentrale Ziel von SmED ist es, abwendbar gefährliche Krankheitsverläufe mit hoher Sicherheit zu erkennen. Patienten werden dadurch schnell und sicher in die richtige Versorgungsebene gelenkt. Neben der Einordnung der Beschwerden bietet SmED auch eine Dokumentation für die Weiterbehandlung. Wer nicht an ein Krankenhaus verwiesen wird und keinen dringlichen Arzttermin benötigt, sollte beruhigt sein. Eventuell kann auch eine telefonische ärztliche Beratung weiterhelfen. Insgesamt kann so eine hohe Versorgungsicherheit und ein besserer Einsatz der immer knapperen Arztzeit erreicht werden“, so Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).

Pilotprojekt zeigt: Rund 50 Prozent der Anrufenden ist eine Selbstbehandlung empfohlen worden

„Die medizinischen Inhalte des Systems basieren auf dem Projekt ‚Red Flags‘ des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Bern, bei dem mehr als 250 wissenschaftliche Arbeiten berücksichtigt wurden. Diese werden bei neuen Erkenntnissen laufend aktualisiert. In der Schweiz haben wir sehr gute Erfahrungen mit dem System gemacht. Bei etwa 50 Prozent der Anrufenden ist eine Selbstbehandlung empfohlen worden. Bei weniger als einem Prozent lag ein lebensbedrohlicher Notfall vor, der andernfalls vielleicht übersehen worden wäre“, erklärte Dr. Andreas Meer, Geschäftsführer der Schweizer in4medicine AG, die das Ersteinschätzungssystem SMASS (Swiss Medical Assessment System) konzipiert hat. Für die laufende Weiterentwicklung sowie für Qualitätssicherung und Evaluation sowie für die Bereitstellung der Software in Deutschland hat das Zi einen mehrjährigen Kooperationsvertrag mit dem aQua-Institut und in4medicine geschlossen.

SmED wird über das Zi allen Kassenärztlichen Vereinigungen zur Verfügung stehen, die die Software in ihren Telefonvermittlungszentralen und in den Bereitschaftspraxen einsetzen können. Auch Krankenhäuser können die Software lizensieren.

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