SPD und Grüne gegen Blutspendeverbot für homosexuelle Männer
Die Gefahr, sich in Deutschland bei einer Bluttransfusion mit dem Aidserreger HIV zu infizieren, liege bei 1 zu 4,3 Millionen, heißt es in dem Antrag. Alle homo- und bisexuellen Männer unter Generalverdacht zu stellen und von Blutspenden auszuschließen, sei "grob diskriminierend". Das Thema steht nächste Woche Donnerstag auf der Tagesordnung des Parlaments.
Heinz Kapschak, Sprecher des Blutspendedienstes West - einem der größten in Deutschland -, äußerte sich zurückhaltend zur der Forderung: "Die Blutkonserven sind sehr sicher geworden." Dies habe aber auch oberste Priorität. Andere Personengruppen seien aus diesem Grund ebenfalls von Blutspenden ausgeschlossen, etwa wer sich zwischen 1980 und 1996 in Großbritannien aufgehalten habe - eine Vorsichtsmaßnahme gegen die Ausbreitung von Rinderwahn.
Sexuelle Orientierung darf nicht ausschlaggebend sein
Für eine Blutspende dürfe aber nicht die sexuelle Orientierung ausschlaggebend sein, betonte Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen. "Das Risikoverhalten ist entscheidend." Zwischen 2000 bis 2010 seien fünf HIV-Infektionen durch Blutprodukte in Deutschland aufgetreten - zwei davon durch Männer, die sexuellen Kontakt zu anderen Männern hatten, argumentieren die Regierungsfraktionen in ihrem Antrag. Der generelle Ausschluss homosexueller Männer sei nicht zuletzt dank modernisierter Testverfahren nicht mehr zeitgemäß und umso unverständlicher, als immer wieder Mangel an Blutkonserven herrsche.
Vor der ersten Blutentnahme muss beim Blutspendedienst ein Fragebogen ausgefüllt werden. Wer dort antwortet, dass er homo- oder bisexuell sei, wird nach Hause geschickt. Die Praxis geht auf eine Richtlinie der Bundesärztekammer zurück, die Homosexuelle generell als "Risikogruppe" einstuft.