Speicheldrüsenanomalien können sich mit der Zeit verschlimmern
Das Sjögren-Syndrom
Das Sjögren-Syndrom, auch bekannt als primäres Sjögren-Syndrom, ist eine systemische Autoimmunerkrankung. Sie ruft Entzündungen der Tränen- und Speicheldrüsen hervor und führt zu chronisch trockenen Augen und zu Mundtrockenheit, aber im Verlauf können auch andere Schleimhäute betroffen sein. Sie ist die zweithäufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung nach rheumatoider Arthitis – rund vier von 1.000 Personen sind daran erkrankt [Deutsche Rheuma-Liga]. Müdigkeit ist häufig, und bei etwa einem Drittel der Patienten treten Komplikationen auf, die Lunge, Haut, Nieren und Gelenke betreffen. Bis zu 60 Prozent der Patienten können systemische Symptome entwickeln
Die Speicheldrüsen-Ultraschalluntersuchung (SGUS) ist eine sichere und nichtinvasive Methode zur Diagnose und Überwachung des Sjögren-Syndroms. Forschende aus Frankreich haben nun untersucht, ob die dabei festgestellten Anomalien im Laufe der Zeit auffälliger werden. Dabei wollten sie herausfinden, wann die Krankheit wirklich beginnt und wie sich die Läsionen im Laufe der Zeit entwickeln.
Die Autoimmunkrankheit beginnt wahrscheinlich schon lange vor ihrer Entdeckung
Zwischen Mai 2019 und Februar 2022 wurden 247 Patienten aus verschiedenen internationalen Zentren für die Querschnittsstudie rekrutiert. Die meisten von ihnen waren Frauen mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren. Nahezu alle Patientinnen berichteten über Mundtrockenheit. 75 Prozent hatten einen abnormen Speichelfluss und 85 Prozent waren positiv für Anti-SSA-Autoantikörper, ein Kennzeichen des Sjögren-Syndroms. Der mediane EULAR-Sjögren-Aktivitätsscore (ESSDAI) lag bei 3, was auf eine geringe Krankheitsaktivität hindeutet.
Die im Ultraschall entdeckten funktionellen Anomalien der Ohrspeicheldrüse und der Unterkieferdrüse wurden nach dem neuesten OMERACT-Score (Outcome Measures in Rheumatology), einem vierstufigen semi-quantitativen Bewertungssystem, klassifiziert. Die Patienten wurden dann nach der Krankheitsdauer (ab dem Beginn der Symptome der Mundtrockenheit) in Gruppen eingeteilt:
Gruppe A: weniger als fünf Jahre (47 Patienten)
Gruppe B: fünf bis neun Jahre (69 Patienten)
Gruppe C: 10 bis 20 Jahre (78 Patienten)
Gruppe D: Mehr als 20 Jahre (53 Patienten)
Die Forschenden fokussierten sich auf die am schwerste betroffene Drüse eines jeden Patienten. Sie fanden sie einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Krankheitsdauer und dem OMERACT-Score. Die Odds Ratio für das Fortschreiten der Erkrankung innerhalb eines Fünfjahresintervalls betrug 1,23. Bei den verschiedenen Ultraschallparametern gab es keine statistischen Unterschiede zwischen den Gruppen, mit Ausnahme des Anteils der hyperechoischen Banden, die bei einem etablierten Sjögren-Syndrom mit Schäden einhergehen.
Die Forschenden stellten die Hypothese auf, dass die hyperechoischen Bänder die langsame fibroadipöse Entwicklung der Krankheit darstellen. Sie schlussfolgern, dass das Sjögren-Syndrom lange vor der Entdeckung beginnt, so dass es wichtig ist, die Patienten frühzeitig zu behandeln.
TISON A, jousse joulin s, Consigny M, Moog P, Hofauer B, Hachulla E, Lamotte C, MOREL J, Mouterde G, Milic V, Bootsma H, Stel A, A Fisher B, Maybury M, Baer A, Direnzo D, Kim H, Min H, Lee S, Choi S, CARVAJAL ALEGRIA G, Boisramé S, Guellec D, Cornec D, Jonsson M, Hammenfors D, SARAUX A, Devauchelle V. Are Ultrasound Salivary Parenchymal Abnormalities More Severe in Primary Sjögren Patients with a Higher Disease Duration ? A Cross-sectional International Study [abstract]. Arthritis Rheumatol. 2023; 75 (suppl 9). acrabstracts.org/abstract/are-ultrasound-salivary-parenchymal-abnormalities-more-severe-in-primary-sjogren-patients-with-a-higher-disease-duration-a-cross-sectional-international-study/. Accessed November 22, 2023.