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Ständig bereit

ck/dpa
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Pfleger und Ärzte in blauen Schutzoveralls, bruchsichere Fenster, eine
Überwachungskamera. Die Sonderisolierstation der Charité ist ständig auf die Aufnahme von Patienten mit schweren Infektionserkrankungen wie Ebola vorbereitet.

Zwei Betten, ein Fenster mit Blick ins Grüne, Bildschirme, technische Geräte mit vielen Knöpfen: Auf den ersten Blick ist es ein normales, weiß gestrichenes Zimmer einer Intensivstation. Die grünen Büsche aber sind hinter bruchfestem Glas, an der Decke hängt eine Überwachungskamera, im Zimmer herrscht Unterdruck. Und im Ernstfall wären Ärzte und Pflegekräfte in blauen Schutzoveralls unterwegs, die an Raumanzüge erinnern. Eine Sonderisolierstation wie hier in der Berliner Charité muss sehr strenge Bedingungen erfüllen. 

Zwei Stunden Vorlauf

"Die Station ist ständig aufnahmebereit", sagt Thomas Große, der  pflegerische Stationsleiter in der Klinik für Infektiologie und Pneumologie. Nur zwei Stunden Vorlauf sind nötig, um alles für einen Patienten vorzubereiten. Die Charité hat mit 24 Betten die größte der insgesamt rund zehn Stationen in Deutschland.  

Zuständig sind die Bundesländer

Grundsätzlich sind die Bundesländer für Sonderisolierstationen zuständig. Manchmal schließen sich Länder zusammen: So ist die Charité für Berlin und Brandenburg zuständig, das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg für große Teile Norddeutschlands.  

Vor zehn Jahren hatte die Charité zum letzten Mal einen Patienten hier isoliert. Wenn nun wieder ein Erkrankter kommt, wird er durch die Außentür direkt in das Erdgeschosszimmer gebracht und dann individuell betreut. Diese Maßnahmen minimieren das Ansteckungsrisiko für andere Patienten.  

Nur Drei-Stunden-Schichten

Die Schichten in der Isolierstation dauern nur drei Stunden, da die Arbeit in den "Chemical Blue" genannten Schutzanzügen sehr anstrengend ist. "Nach einer Behandlung bin ich durchgeschwitzt", berichtet der Tropenmediziner Florian Steiner. Bevor die Ärzte und Pfleger die Anzüge wieder ausziehen dürfen, desinfizieren sie diese mit einem Schaum aus Peressigsäure. Um diesen aufwendigen Ablauf nicht unnötig häufig machen zu müssen, müssen sie sehr genau überlegen, was sie auf die Station mitnehmen. 

Krankheitserreger bewegen sich in einevorgegebene Richtung

Die Klimaanlage stellt zur Sicherheit auf der Station in vier Zonen Unterdruck her. Der Luftdruck nimmt vom Flur über das Patientenzimmer bis zur Nasszelle ab - Krankheitserreger bewegen sich so in diese vorgegebene Richtung. Gleichzeitig herrscht in den Anzügen, die ursprünglich für Chemieunfälle entwickelt wurden, Überdruck.  

Zweimal im Monat üben die Mitarbeiter den Ernstfall, um unter den erschwerten Bedingungen Routine zu bekommen. Die Schutzanzüge schränken die Beweglichkeit deutlich ein, eine einfach Tätigkeit wie Blutabnehmen wird viel komplizierter. Etwa 100 Ärzte und Pfleger sind bei den Übungen im Einsatz - viel mehr als sonst in dieser Klinik arbeiten. Sie kommen aus anderen Abteilungen der Charité und sind zum größten Teil Intensivpfleger, die ständig abrufbereit sind.  

Sogar ein kleines Labor ist in die Station integriert, wo die Mediziner erste Bluttests durchführen. Doch die endgültige Analyse übernimmt das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Nach spätestens 24 Stunden besteht Gewissheit. 

Nachbehandlung von Abwasser, Müll - und Leichen

Schließlich wird alles, was die Station verlässt, noch besonders behandelt: Abwasser, Müll - und im schlimmsten Fall verstorbene Patienten. Das Wasser wird erhitzt, um es zu desinfizieren, der Abfall desinfiziert und verbrannt. Leichen verlassen die Klinik in speziellen Zinksärgen, um sie in einem Krematorium zu verbrennen.   Trotz der großen Sicherheitsvorkehrungen gibt es keine vollkommene Sicherheit. Dennoch macht sich Steiner keine großen Sorgen: "Die "Titanic" war auch nicht unsinkbar, aber dass hier etwas herauskommt, ist sehr, sehr unwahrscheinlich." 

von Jörg Schäfer, dpa

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