Tell-Show-Do oder durchziehen?
Die traditionelle Methode des Tell-Show-Do in der Kinderbehandlung hätte sicherlich das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ verdient, denn sie ist fair – wenn sich der Behandler daran hält – und bezieht die Kinder in die einzelnen Behandlungsschritte mit ein.
Doch ist sie auch effektiv und damit effizient? Schließlich ist ein erhöhter Aufwand in der Kinderbehandlung fast immer gegeben und das Erklären und Demonstrieren der Behandlungsschritte fordert zusätzlich Zeit. Könnte ein kindgerechtes Fernsehprogramm nicht einfach vom Behandlungsgeschehen ablenken und so eine zügige Behandlung herbeiführen?
Fernsehen hilft besser gegen die Angst
Israelische Wissenschaftler haben das jetzt an 69 Kindern im Alter von durchschnittlich 6,8 Jahren für restaurative Behandlungen untersucht. Eine Gruppe behandelten die Forscher mit Tell-Show-Do. In der zweiten Gruppe durften die Kinder fernsehen und der Behandler waltete währenddessen seines Amtes. Anhand des Gesichtsausdrucks zogen die Wissenschaftler Rückschlüsse auf den Angstzustand des Kindes. Weiterhin bewerteten sie das kooperative Verhalten und maßen Pulsfrequenz und Sauerstoffsättigung während der Behandlung.
Im Ergebnis reduzierte die Ablenkung durch Fernsehen die Angst signifikant und erhöhte die Zusammenarbeit – ebenfalls statistisch signifikant. Die Pulsfrequenz der Kinder (und vermutlich auch die des Behandlers) reduzierte sich während der Behandlung. Auf die Sauerstoffsättigung hatte das Fernsehen dagegen keinen Einfluss.
Bei der Anästhesie-Injektion waren die fernsehenden Kinder ebenfalls weniger ängstlich und zeigten sich kooperativer. Kein Wunder – wer quasi „heimlich“ während eines spannenden Trickfilms eine „Spritze“ bekommt, ist natürlich entspannter, als derjenige, der die Nadel noch gezeigt und die Injektion erklärt bekommt.
Johnny Kharouba, Benjamin Peretz, Sigalit Blumer: “ The effect of television distraction versus Tell-Show-Do as behavioral management techniques in children undergoing dental treatments“. Quintessence Int. 2020; 51(6): 486-494. doi: 10.3290/j.qi.a44366.