Traumata treiben Frauen ins Glücksspiel
Sexueller Missbrauch, Gewalt in der Kindheit oder Vernachlässigung von den Eltern: Solche traumatischen Erlebnisse sind bei Frauen laut einer Studie häufiger die Ursache für Glücksspielsucht als bei Männern. Zwar seien nur 20 Prozent der pathologischen Glücksspieler Frauen - diese seien meist aber schwer traumatisiert, sagte Susanne Wack-Bleymehl, Bereichsoberärztin an der AHG Klinik Münchwies der Nachrichtenagentur dpa.
Spielen, um zu verdrängen
"Das Spielen dient der Vermeidung unerträglicher Gefühle wie Trauer, Angst und Insuffizienz, welche in Verbindung stehen mit in der Kindheit erlebten Traumatisierungen. Frauen spielen nicht einfach zum Zeitvertreib", sagte Wack-Bleymehl. Glücksspielsüchtige Frauen litten häufiger als Männer an Depression und Angststörungen.
Bei Männern sei die Sucht nach dem Spiel meist anders zu erklären: "Männer spielen, um Unterlegenheitsgefühle und Lebensprobleme sowie Langeweile zu kompensieren. Das Spielen dient der Entspannung", sagte die Psychotherapeutin.
Männer werden öfter kriminell
Ebenso begingen glücksspielsüchtige Männer häufiger Verbrechen und verschuldeten sich. Wack-Bleymehl beruft sich auf eine vergleichende Studie der Klinik Münchwies, einem Zentrum für Psychotherapie und Suchtmedizin. Dafür wurden jeweils hundert weibliche und männliche Glücksspieler auf die Merkmale ihrer Sucht hin untersucht. Die Ergebnisse müssten nun bei der Therapie des pathologischen Glücksspielens berücksichtigt werden.
Gleicher Anteil von Frauen und Männern
So sollte die Behandlung von Frauen in Zentren erfolgen, die eine Traumatherapie anböten und in denen weibliche Suchtkranke nicht in der Unterzahl seien. Die Merkmale unterschiedlicher Gruppen von pathologischen Glücksspielern sind an diesem Mittwoch (12. Juni) auch Thema auf dem 4. Bayerischen Fachkongress Glücksspiel in München.